Hamburg - Die Krise der deutschen Kinos hat ein Traditionsunternehmen der Filmbranche in den Abgrund gerissen: Die drittgrößte deutsche Kinokette UFA stellte Insolvenzantrag. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, wird der Spielbetrieb in den 38 Theatern aber ohne Einschränkung fortgeführt, die Personalkosten für die knapp 1000 Mitarbeiter seien finanziell abgesichert. Grund für den Insolvenzantrag sind der Rückgang der Besucherzahlen im Sommer, ein Überangebot an Leinwänden und die Konsumzurückhaltung der Deutschen, wie die UFA mitteilte. Auch andere Kinobetreiber beklagen schlechte Besucherzahlen im Sommer.
Die traditionsreiche UFA (Universum-Film AG) wurde 1917 gegründet. Zur UFA gehörten damals neben Filmtheatern auch Produktionsstätten und Verleihfirmen. Das Unternehmen produzierte berühmte Filme wie «Der Blaue Engel» mit Marlene Dietrich oder Fritz-Lang-Klassiker. Während der NS-Zeit wurde die UFA verstaatlicht und nach dem Krieg von den Alliierten beschlagnahmt und von Treuhändern verwaltet.
1955 wurde der Theaterbesitz in zwei Firmen aufgeteilt, die Universum-Film AG und die UFA-Theater AG, deren Aktien 1972 der Filmkaufmann Heinz Riech erwarb und damit den Grundstein für das damals größte deutsche Kino-Imperium legte. 1987 zählten 300 Kinos zur UFA-Gruppe.
Während des Booms der Multiplex-Kinos investierte die UFA zwischen 1995 und 1998 rund 300 Mio. DM in Neubauten. Kurz darauf geriet die UFA-Theater GmbH in wirtschaftliche Schwierigkeiten und leitete eine Sanierung ein.
Aus dem ursprünglichen UFA-Verbund gingen 1999 die nun in Insolvenz gegangene UFA GmbH & Co KG hervor und die UFA Theater AG von Volker Riech. Über die AG gehören Riech 15 der Theater, die die GmbH & Co KG bespielt. Hier seien seit sechs Monaten die Mieten nicht gezahlt worden. Riech hat nach eigenen Angaben Räumungsklage gestellt. Dazu gehören Traditionskinos wie die UFA-Paläste in Köln und Hamburg oder das Grindel in Hamburg.
Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) bezeichnete den UFA-Konkurs als «Warnsignal für die gesamte Branche». Die Probleme bei UFA seien allerdings «hausgemacht», sagte HDF-Geschäftsführer Andreas Kramer. Die UFA habe «viel zu teure Mietverträge» unterzeichnet und die Erwartungen an die Besucherzahlen seien oft «nicht realistisch» gewesen. Die UFA-Pleite sei ein Warnsignal für andere große Ketten, und belege, wie wichtig der Mittelstand sei.
Die UFA GmbH & Co. KG betreibt 38 Kinos mit 234 Leinwänden und 55 000 Plätzen. Der letzte Jahresumsatz betrug 84 Mio. Euro. Das Unternehmen hatte schon Zeit 35 000 Plätze abgebaut. AP