Berlin - Die Konjunkturflaute hat der deutschen Tourismuswirtschaft in den vergangenen zwölf Monaten mehr zu schaffen gemacht als die Terroranschläge vom 11. September. Zwar habe die Branche die Auswirkungen der Attentate vor allem kurzfristig «mehr als deutlich zu spüren bekommen», sagte Klaus Läpple, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), am Montag auf dem BTW-Tourismusgipfel in Berlin. Langfristig habe sich die Zurückhaltung der Verbraucher jedoch erheblich stärker ausgewirkt. Michael Rogowski, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), unterstützte den Tourismusverband mit seiner Forderung nach mehr Investitionen in die Verkehrs-Infrastruktur.
Neben den Terror-Folgen und der Konsumflaute würden die Folgen der Jahrhundertflut die Reisebranche «noch jahrelang» beschäftigen, erklärte Läpple. Bei der Flutkatastrophe seien hunderte Reisebüros, Hotels und Gaststätten in Sachsen und Sachsen-Anhalt geschädigt worden. Auch hätten die Menschen in den betroffenen Gebieten nun Dringenderes zu tun, als ihren Urlaub zu planen.
Dennoch sieht Läpple die positive Entwicklung der Branche nicht dauerhaft beeinträchtigt. Schon heute sei die Tourismusindustrie nach dem Handel die zweitstärkste Dienstleistungs-Branche, so der BTW-Präsident. Sie beschäftige in Deutschland knapp drei Millionen Menschen und biete jedes Jahr 100 000 neue Ausbildungplätze an. In den nächsten zehn Jahren könnten europaweit bis zu drei Millionen neue Jobs entstehen, sagte Läpple.
Rogowski begründete in seiner Rede auf dem Berliner Tourismusgipfel die Forderung nach mehr Investitionen mit dem Bedarf aller Verkehrsbereiche. Die Flughäfen kämpften mit Kapazitätsproblemen, der Straßenverkehr sei durch Schlagöcher und Staus beinträchtigt. Geldknappheit sei hier kein Argument, betonte Rogowski. Denn obwohl die Steuereinnahmen aus dem Straßenverkehr bei rund 50 Mrd. Euro pro Jahr lägen, habe der Staat nur 15 Mrd. für das Straßenwesen ausgegeben. Die Forderung nach mehr Investitionen erhebt auch der BTW. AP