Nach dem neuesten Technologie-Atlas des Baseler Beratungsunternehmens Prognos AG, der die technologische Leistungsfähigkeit der 97 Regionen in der Bundesrepublik untersuchte, ist Berlin von Platz 22 im Jahr 2000 jetzt auf Rang 33 abgerutscht.
Berlin - Der Technologie-Standort Berlin befindet sich im bundesweiten Vergleich auf dem Abstieg. Nach dem neuesten Technologie-Atlas des Baseler Beratungsunternehmens Prognos AG, der die technologische Leistungsfähigkeit der 97 Regionen in der Bundesrepublik untersuchte, ist Berlin von Platz 22 im Jahr 2000 jetzt auf Rang 33 angerutscht. Noch dramatischer ist der Kompetenzverlust bei der Nutzung des technologischen Potenzials. Vor zwei Jahren rangierte Berlin in dieser Kategorie, mit der unter anderem der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gemessen wird, noch auf Platz drei und zählte damit zur Spitzengruppe.
Im neuesten Prognos-Ranking kommt die Hauptstadt nur noch auf Platz 37 - ein dramatischer Absturz. «In Berlin wurde so ziemlich alles verkehrt gemacht», begründete Prognos-Chef Gustav Greve in einem Interview die wachsende Innovationsschwäche der Hauptstadt. «Privatisierungserlöse flossen in die Sanierung des Haushalts statt in Zukunftsprojekte; das Hochschulpotenzial ist misshandelt worden», kritisierte Greve. So seien die Professoren der Berliner Hochschulen «kontinuierlich demotiviert» worden, einen Technologie- und Innovationstransfer mit der Wirtschaft zu betreiben. Hinzu komme der Behördendschungel: «Investoren stehen einem undurchschaubaren Wust an Bürokratie gegenüber und werden weniger zuvorkommend behandelt als in anderen Regionen», meinte Greve. «Da ist der Absturz zwangsläufig». Der Prognos-Chef kennt seine Pappenheimer. Anfang der 80er Jahre war er Büroleiter von Berlins Wirtschaftssenator Elmar Pieroth. Insgesamt belegt das Innovations-Ranking der Prognos AG die weiter zunehmende Stärke der süddeutschen Bundesländer auf dem Feld der neuen Technologien. Auf Platz 1 behauptet sich erneut die bayerische Landeshauptstadt München, gefolgt von Stuttgart, das sich um drei Plätze verbessern konnte. Ebenfalls zur Spitzengruppe zählen die Regionen Darmstadt, Nürnberg und Karlsruhe. Zusammengefasst nach Bundesländern, besitzen Bayern und Baden-Württemberg die stärkste Innovationskraft in Deutschland, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Berlin, das sich vor zwei Jahren in der Länder-Skala noch auf Rang 7 befand, ist auf Platz 11 abgerutscht, nun hinter Thüringen. Platz 7 nimmt jetzt, als bestes ostdeutsches Bundesland, der Freistaat Sachsen ein (2000: Rang 9).
Einziger Lichtblick für die Hauptstadt-Region ist Potsdam, die künftige Landeshauptstadt eines fusionierten Bundeslandes Berlin-Brandenburg. Neben der Region Rheinpfalz macht Potsdam im Zwei-Jahres-Vergleich den größten Sprung nach vorn: um 38 Plätze jetzt auf Rang 48 in der technologischen Leistungsfähigkeit. Beim Nutzungsgrad seiner Technologiepotenziale kommt Potsdam sogar auf Platz 17 - deutlich besser als Nachbar Berlin. Was dort fehlt, um in die Champion's League der deutschen High-Tech-Regionen aufzusteigen, ist vor allem ein klarer Innovationskurs, bemerkt Prognos-Chef Greve. Bayern besitze zum Beispiel ein «klares Leitbild». Die Münchener Landesregierung habe die Zukunftsstudie Bayern 2020 in Auftrag gegeben «und Wirtschaft, Forscher und Gewerkschaften auf die darin definierten Zukunftschancen eingeschworen». Damit herrsche in Bayern, so Greve, «Einigkeit über die wirtschafts- und technologiepolitische Orientierung in den nächsten 10 bis 20 Jahren». Und in Berlin? Hier schafft es der Senat seit zwei Jahren nicht, einen Landes-Innovationsbericht vorlegen, der zumindest die politischen Leitlinien für die Förderung von Zukunftstechnologien erkennen ließe.