Berlin - Der Bundesverband der deutschen Banken erwartet auch im zweiten Halbjahr keine Wachstumsbeschleunigung. Die jüngsten Konjunkturdaten hätten enttäuscht, schreibt der Verband in seinem gestern in Berlin veröffentlichten Konjunkturbericht September. Die zuletzt wieder rückläufigen Bestellungen ließen für das dritte Quartal sogar eine leichte Abschwächung des Wirtschaftswachstums befürchten. Es könne sogar schwer werden, die für das laufende Jahr vom Verband prognostizierte Wachstumsrate von 0,5 Prozent zu erreichen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzt, in den Industriestaaten habe es von Januar bis Juni günstigenfalls eine moderate Entwicklung gegeben.
Zwar ist nach Ansicht des Bankenverbandes in Deutschland aus heutiger Sicht ein Rückfall in eine rezessive Phase, also ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP), «eher unwahrscheinlich». Da die deutsche Wirtschaft aber bereits seit mehreren Jahren eine noch geringere Grunddynamik aufweise als die übrigen Euro-Staaten, sei in Deutschland im zweiten Halbjahr allenfalls nur noch «mit einem sehr mageren Wirtschaftswachstum» zu rechnen. Auch das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum sei - wie in Deutschland - im zweiten Quartal schwächer ausgefallen als in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Die zum Jahresbeginn begonnene konjunkturelle Erholung drohe, bereits in der Anfangsphase stecken zu bleiben.
Aber auch hier schränkt der Verband ein, eine Rezession oder gar eine Deflationsphase sei nicht zu befürchten. Generell würden sich im Euro-Raum die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte unzureichend entfalten. Der Bankenverband geht davon aus, dass der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe nur geringe Auswirkungen auf das BIP-Wachstum haben werde. Nur in den von Hochwasser direkt betroffenen Gebieten sehe es anders aus. «Eine schnelle und entschlossene staatliche Hilfe war und ist deshalb unverzichtbar.»
Es sei aus ökonomischer Sicht aber nicht unproblematisch, dass die Finanzierung vorrangig über die Verschiebung der Steuerentlastung erfolgen solle. Dies sei faktisch eine Steuererhöhung. Umschichtungen und Einsparungen in den öffentlichen Haushalten wären der bessere Weg. BM/ddp