Berlin - Einige Call-by-Call-Anbieter haben durch einen Trick das Ortsnetz bereits geknackt. Discounter wie Telestunt (0190 076), Telebillig (0190 029) oder Phonecraft (0190 087) ermöglichen durch einfache Vorwahl ihrer siebenstelligen Netzkennzahlen seit langem Verbindungen zwischen zwei Telefonanschlüssen mit der gleichen Ortsnetzkennzahl. Der Trick funktioniert allerdings ausschließlich über die Einwahl über eine 0190-0-Nummer. Die Dumping-Tarife liegen in der Regel zwischen 1,5 und 2,8 Cent pro Minute, je nach Tageszeit und aktuellem Konkurrenzkampf. Vor der Verbindung wird der jeweils gültige Preis immer angesagt, so dass der Telefonkunde weiß, wie viel er bezahlt.
Ob die komplette Öffnung des Ortsnetzes für Call-by-Call - also unabhängig von der bestehenden 0190-Methode - noch billigere Preise für den Verbraucher bringt, ist fraglich. Die jetzt gefundene Kompromisslösung sieht vor, dass der so genannte Umwegverkehr unterbunden wird. Das bedeutet, die Call-by-Call-Anbieter müssen in der jeweiligen Stadt oder ihrer unmittelbaren Umgebung Zusammenschaltungspunkte schaffen, von welchen sie die Telefonate von der Deutschen Telekom, Arcor oder einem Citybetreiber wie Netcologne im Kölner Raum oder Hansenet in Hamburg übernehmen. Diese sind in Großstädten wie Berlin oder München in der Regel vorhanden. Doch bei kleineren Städten wie Aachen oder Leipzig dürfte es bereits problematisch werden.
Erste Konsequenz: Die meisten der am Markt agierenden Call-by-Call-Anbieter können wohl Ortsgespräche nicht flächendeckend anbieten. In Ballungsräumen und Großstädten gibt es dann bis zu 15 Anbieter, in kleinen Städten dagegen nur drei bis vier. Wer in der falschen Stadt die falsche Vorwahl wählt, kommt nicht durch, oder - wie schon bei normalen Call-by-Call-Vorwahlen - das Gespräch wird automatisch über die Telekom vermittelt. Zweite Konsequenz: Um die Auflagen zu erfüllen und somit am City-Geschäft teilzuhaben, werden einige Anbieter zusätzlich investieren müssen. Die dadurch anfallenden Kosten gehen zu Lasten der Endverbraucher.
Die dadurch mögliche dritte Konsequenz: Auch Call-by-Call-Ortsgespräche könnten dann sogar teurer angeboten werden, als Verbindungen ins benachbarte Ausland. Elmar Müller, Telekommunikationsexperte der Unions-Fraktion: «Die Preise für Mietleitungen und Teilnehmer-Anschlussleitungen sind für die Wettbewerber zu hoch.» Doch auch ohne die erwähnten Probleme ist ein Preisrutsch wie vormals bei den Ferngesprächen nicht zu erwarten. Denn bereits jetzt hat die Deutsche Telekom zu bestimmten Zeiten mit günstigen Tarifen die Nase vorn. Nur zur Geschäftszeit spart man durch die Alternativ-Anbieter immer. him