Berliner Wirtschaft stagniert

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Die Berliner Wirtschaft steckt weiter in der Talsohle. Industrienachfrage und Umsätze des Einzelhandels sanken im ersten Halbjahr 2002. Mit einer Besserung auf dem Arbeitsmarkt sei erst 2003 zu rechnen, so der Bericht der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen.

Berlin - Die Berliner Wirtschaft steckt weiter in der Talsohle. Im ersten Halbjahr sei das Wirtschaftsgeschehen in der Hauptstadt über «erste Absätze einer Stabilisierung» nicht hinaus gekommen, heißt es im jüngsten Quartalsbericht der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen. Auf dem Weg zu einer Besserung habe es keine Fortschritte gegeben.

Nachteilig wirkten sich insbesondere die schwache Baukonjunktur sowie eine stark rückläufige Umsatzentwicklung in Handel und Gastgewerbe aus. Zusätzlich hätten die Sparanstrengungen der öffentlichen Hand das aktuelle Wirtschaftsgeschehen in Berlin beeinträchtigt.

Die Lage in der Bauwirtschaft sei weiterhin schwierig, heißt es in dem Bericht. Nach einer anfänglichen Besserung der Vergabetätigkeit - ausgelöst durch mehrere Großprojekte in der Stadt - sind die Aufträge im zweiten Quartal wieder gesunken.

Besorgt äußert sich die Wirtschaftsverwaltung über die anhaltend kritische Lage auf dem Arbeitsmarkt. Mit fast 290 000 Arbeitslosen und einer Quote von 17,0 Prozent lag Berlin im Juli auf dem fünftletzten Platz aller Bundesländer. Mit einer merklichen Besserung sei erst im nächsten Jahr zu rechnen. Allein im Berliner Bauhauptgewerbe sank die Zahl der Mitarbeiter in den ersten sechs Monaten um 4600 Personen (16,3 Prozent). Im Juni waren noch rund 22 700 Arbeitskräfte im Bauhauptgewerbe tätig. Abweichend von der negativen Entwicklung in der überwiegenden Mehrzahl der Branchen arbeiteten nur in der chemischen Industrie und im Maschinenbau mehr Personen als zwölf Monate zuvor.

Die deutliche Belebung der Industrienachfrage, die zum Jahreswechsel vor allem durch eine Häufung von Großaufträgen aus dem Ausland zu beobachten war, hat sich in letzter Zeit nicht fortgesetzt. Auf Talfahrt befanden sich auch die Umsätze der Einzelhandelsunternehmen. Diese sanken im zweiten Quartal 2002 preisbereinigt um 7,5 Prozent. Die mit Abstand stärksten Absatzeinbußen musste im zweiten Jahresviertel 2002 erneut der Facheinzelhandel und hier insbesondere die Sparte Möbel und Einrichtungsgegenstände hinnehmen. Zulegen konnte hingegen die Zahl der Unternehmensgründungen. Diese stieg im ersten halben Jahr auf 16 700. Dem standen 15 600 Abmeldungen gegenüber, so dass sich ein Zuwachs von 1100 ergibt. Im Vorjahreszeitraum lag der Zuwachs noch doppelt so hoch. Die meisten Unternehmen wurden im Dienstleistungssektor gegründet.

Zusammenfassend heißt es in dem Bericht, dass die Wirtschaftsentwicklung «noch nicht die Kraft und Dynamik gewonnen hat, die zunächst erhofft worden war». Impulse gingen vor allem von der Weltkonjunktur aus. Die Binnen-Nachfrage habe sich noch nicht gefestigt. Konjunktur-Experten dämpften Hoffnungen auf eine baldige Besserung: «Eine allgemeine Erholung der Wirtschaftstätigkeit wird sich erst im Gefolge des überregionalen Aufschwungs durchsetzen.» bbr