Hannover - Die TUI steigt in das Billigfluggeschäft ein. Mit zunächst acht gecharterten Flugzeugen der Berliner Fluggesellschaft Germania will die TUI ab Dezember unter dem Namen «Hapag-Lloyd-Express» von Köln/Bonn aus europäische aber auch innerdeutsche Strecken wie Berlin-Frankfurt/Main anfliegen. Die Germania stellt alle innerdeutschen Strecken ein und wird damit zumindest im Linienverkehr vom deutschen Markt verschwinden. Die Vermarktung und das operative Geschäft der neuen Fluggesellschaft wird eine 100-prozentige Tochter der TUI AG übernehmen. Diese wird in den ersten drei Jahren rund 100 Mio. Euro in das neue Geschäft investieren.
Vorstandschef Michael Frenzel rechnet damit, «dass wir spätestens im dritten Jahr den Break-even erreichen.» Im ersten Geschäftsjahr sei geplant, 1,3 Millionen Fluggäste zu befördern. Die billigsten Tickets sollen zehn Euro kosten für Strecken innerhalb Deutschland und 25 Euro innerhalb Europas. Dazu kommen noch Steuern und Gebühren. «Die TUI hat vor 20 Jahren das Reisen erschwinglich gemacht, wir glauben, dass es Zeit ist, das Fliegen günstig zu machen.» Verkaufen will die TUI die Tickets über Internet, Call-Center und auch über Reisebüros. «Wir sind in Gesprächen mit Anbietern unserer Buchungssysteme mit dem Ziel, europaweit 36 000 Reisebüros in den Vertrieb einzubinden». Um die Kosten niedrig zu halten, werden die Kunden, die im Reisebüro buchen, einen Aufschlag zahlen müssen. Die ersten Tickets gibt es Mitte Oktober.
Als Begründung für den Einstieg in das Billigfluggeschäft nannte Frenzel die hervorragenden Wachstumsaussichten. TUI rechnet in Europa mit einer jährlichen Steigerung von 23 Prozent. Die Umsatzrendite liegt laut Frenzel gegenwärtig «im zweistelligen Bereich». Damit wird mit Billig-Flug wesentlich besser verdient als im Tourismus. So hat die Touristik-Sparte im zweiten Quartal 3,175 Mrd. Umsatz (Vorjahr 3,627) gemacht. Das Ergebnis sank von 183 Mio. Euro auf 152 Mio. Euro. Der laut Frenzel kräftige Verlust des ersten Quartals von 168 Mio. Euro konnte nahezu ausgeglichen werden.
Für die im Reisegeschäft traditionell umsatzstarken Monate Juli, August und September ist die TUI optimistisch, dass die Buchungsstände des Vorjahres erreicht werden. Für die Sommersaison haben sich die Rückstände bei den gebuchten Umsätzen im Konzern gegenüber dem Vorjahr auf 6,4 Prozent verringert.
Trotzdem ist Finanzvorstand Rainer Feuerhake optimistisch, das die Touristik annähernd das operative Ergebnis des Vorjahres erreichen wird. Dies werde bei den Sparten Logistik und Energie nicht der Fall sein. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des TUI-Konzerns betrug im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 9,270 Mrd. Euro minus 67 Mio. Euro, nach plus 208 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Für das erste Halbjahr weist die TUI einen Verlust in Höhe von 128 Mio. Euro aus, nach einem Gewinn in Höhe von 134 Mio. Euro im Vorjahr. eag