Kein Gewinn in Sicht

| Lesedauer: 4 Minuten
Barbara Brandstetter

Pixelpark konnte im zweiten Quartal 2002 zwar den Konzern-Fehlbetrag verringern, von schwarzen Zahlen ist der Berliner Internet-Dienstleister allerdings immer noch weit entfernt. Deshalb verabschiedet sich die Bertelsmann-Tochter von ihrem Gewinnziel für dieses Jahr.

Berlin - Der krisengeschüttelte Berliner Internet-Dienstleister Pixelpark hat sein Ziel, die Gewinnzone noch in diesem Jahr zu erreichen, verschoben. Eigentlich wollte Alleinvorstand Paulus Neef noch im vierten Quartal 2002 schwarze Zahlen verkünden. Doch daraus wird erst einmal nichts.

Schuld ist aus Unternehmenssicht die zurzeit grassierende Investitionszurückhaltung. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Gewinnschwelle schnell zu erreichen», erklärt Sprecherin Sabine Klisch. Wann das genau sein wird, könne sie derzeit nicht sagen.

Immerhin konnte der ehemalige Star der New Economy seinen Konzernverlust im zweiten Quartal 2002 bei einem nahezu halbiertem Umsatz verringern. So belief sich der Konzernfehlbetrag im zweiten Quartal auf 11,8 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte er noch 16,4 Mio. Euro betragen. Allerdings schrumpfte der Umsatz auf zwölf Mio. Euro (Vorjahr: 23,5 Mio. Euro). Noch auf der Hauptversammlung im Juni 2002 hatte Neef angemerkt, dass ein monatlicher Umsatz von rund fünf Mio. Euro notwendig sei, um die Gewinnzone zu erreichen. Davon ist das Unternehmen weit entfernt, auch wenn die Ergebnisse des zweiten Quartals erstmals nach den internationalen Bilanzierungsregeln IAS ausgewiesen wurden, weshalb die Zahlen sich mit denen des Vorjahres nur begrenzt vergleichen lassen..

Der geringere Konzernfehlbetrag ist auf das Restrukturierungskonzept zurückzuführen, das Pixelpark bereits im vergangenen Jahr erarbeitet hatte. Seitdem sank die Mitarbeiterzahl stark. Bereits im Dezember 2001 zog sich das Unternehmen aus dem operativen Geschäft in Spanien und Großbritannien zurück, Frankreich folgte im August 2002. «Weitere Veräußerungen sind nicht geplant», sagt Sprecherin Klisch. Ein Lichtblick ist Österreich. Dort hat Pixelpark im zweiten Quartal 2002 erstmals schwarze Zahlen geschrieben.

Für den Konzern waren zum 30. Juni 535 (Vorjahr 1097) Mitarbeiter tätig, davon 296 in Deutschland. «Im Moment ist keineswegs ein weiterer Stellenabbau geplant. Aber man kann nie wissen, wie sich die Gesamtsituation entwickelt.» Und die könnte für den gefallenen Star, der am 24. Juni das Premium-Segment des Neuen Marktes verlassen musste, eisig werden. «Letztendlich hängt das Überleben Pixelparks allein vom Wohlwollen Bertelsmanns ab», sagt Klaus Linde, Analyst bei der SES Research GmbH. Mit Thomas Middelhoff, ehedem Vorstandschef, habe einer der stärksten Verfechter des Internets und einer der wichtigsten Unterstützer Pixelparks Bertelsmann verlassen.

«Weitere Millionen-Geschenke an die Internet-Tochter sind in Zukunft wohl nicht mehr drin», schätzt Linde. Und die waren in der Vergangenheit üppig. Mehrheitsaktionär Bertelsmann hat erst in diesem Jahr seiner krisengeschüttelten Tochter mit einem Forderungsverzicht auf ein Darlehen von 40 Mio. Euro unter die Arme gegriffen. Ohne das Geld hätte Pixelpark Experten zufolge das Aus gedroht. In Berlin wird der Führungswechsel in Gütersloh weniger dramatisch gesehen: «Für uns hat sich erst einmal nichts geändert. Wir haben die gleichen Beziehungen zu Bertelsmann wie vorher», sagt Klisch.

Bei der Bertelsmann AG, die 60,3 Prozent der Anteile hält, war am Donnerstag zum Thema Pixelpark keine Stellungnahme zu erhalten. Befugt, sich zum Engagement von Bertelsmann bei der Internet-Tochter zu äußern, sei lediglich der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Richter, der am Donnerstag noch im Urlaub weilte. Richter verlässt Bertelsmann demnächst ebenfalls.

Von 14 Analysten, die sich mit dem Unternehmen befassen, raten alle zum Verkauf. «Pixelpark ist deutlich existenzgefährdet. Ich weiss nicht, wie das Unternehmen mit der aktuellen Basis profitabel werden will», sagt Linde. Pixelpark hätte auf zehn Prozent seiner ursprünglichen Größe schrumpfen müssen, um überhaupt jemals profitabel wirtschaften zu können.