Versicherer unter Druck

| Lesedauer: 3 Minuten
Michael Fabricius

Die grauenhafte Stimmung an den Aktienmärkten drückt die Kurse - die Rückversicherer müssen ihre Anlagen wertberichtigen. Gleichzeitig kommen wegen des Unwetters hohe Ausgaben auf sie zu. Dennoch könnten sie als Gewinner dastehen.

Berlin - Die Rückversicherer durchleben katastrophale Zeiten. Terror-Anschläge, Hochwasser, Stürme und das Dauertief am Kapitalmarkt schlagen sich jetzt in den Bilanzen nieder. Sowohl der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück als auch die Nummer zwei, Swiss Re, müssen wegen dauerhafter Aktienkursverluste in ihren Portfolios gewaltige Wertberichtigungen vornehmen.

Die Belastungen in Höhe von 2,6 Mrd. Euro drückten die Münchener im ersten Halbjahr sogar ins Minus, Swiss Re verzeichnete nach Abschreibung von 917 Mio. Franken nur noch einen Gewinn von 118 Mio. Franken. Gleichzeitig fahren die Unternehmen die Risikovorsorge nach oben. Die Anleger flüchten deshalb aus den Aktien.

Münchener-Rück-Finanzchef Jörg Schneider wagte nicht einmal mehr eine Gewinnprognose für das laufende Jahr. Das ist nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor's auch wenig verwunderlich. «Nichts deutet derzeit auf eine Erholung des Sektors hin», stellte Mitarbeiter Christian Dinesen fest. «Um wenigstens den Break-even zu erreichen, müssten die Prämien im Durchschnitt noch einmal um zehn bis 15 Prozent angehoben werden.» Allerdings lässt sich das im zunehmenden Kosten-Wettbewerb unter den Rückversicherern nicht beliebig machen.

Doch vorerst drehen die Gesellschaften noch an der Kostenschraube. Immerhin hat die Münchener Rück ein Prämienwachstum von 14 Prozent in Aussicht gestellt - geplant waren elf Prozent. Schließlich muss das wachsende Risiko von Stürmen, Hochwasser und anderen Katastrophen bei den Erstversicherern ausgeglichen werden. Analyst Karsten Keil von Helaba Trust hält weitere Prämienanhebungen auch bei anderen Gesellschaften in der zweiten Jahreshälfte für wahrscheinlich, obwohl das operative Geschäft allgemein stabil laufe.

Nicht nur über steigende Beiträge in der Sparte der Sachversicherung können sich die Rückversicherer freuen. Auch die Lebensversicherungen fahren einen deutlich vorsichtigeren Kurs und sichern sich höher gegen Verluste ab. Nach einer Berechnung des Branchendienstes Map Report stiegen die Beiträge von Lebens- an Rückversicherer bereits 2001 um fast 20 Prozent auf rund 3,9 Mrd. Euro. «Die Rückversicherer sind damit eigentlich die Gewinner der Kapitalmarktkrise», sagte der Map-Report-Experte Manfred Poweleit.

Dass die Rückversicherer weniger stark von Krisen und Katastrophen betroffen sind, zeigt auch die erste Hochwasser-Schadensbilanz. Die Münchener Rück muss weniger als 500 Mio. Euro auszahlen - laut Vorstand Stefan Heyd ein Wert innerhalb «überschaubarer Grenzen». Auch die Hannover Rück sieht die zusätzlichen Belastungen «im langjährigen Durchschnitt». Eine satte Erhöhung der Beiträge um 36 Prozent im ersten Halbjahr hat die Nummer fünf der Welt aus der Gefahrenzone gebracht. Sie steigerte den Gewinn um 23,2 Prozent auf 146,3 Mio. Euro.