Zweiter Versuch der Kölmel-Brüder

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Uwe Müller

Die alte Mannschaft ist die neue: Bei dem insolventen Medienkonzern Kinowelt übernehmen die ehemaligen Gründer Michael und Rainer Kölmel überraschend wieder die Regie. Die Gläubigerbanken haben das Übernahmeangebot der Brüder angenommen.

Leipzig - «Wir wollen künftig Auswerter sein», sagte Ex-Vorstandschef Michael Kölmel dieser Zeitung. Sein Unternehmen verfüge noch über einen Filmstock mit etwa 2800 Produktionen. Darunter seien Kassenschlager wie «Nomaden der Lüfte» oder «Italienisch für Anfänger». Kölmel, der ab 2003 ein Umsatzvolumen von rund 40 Mio. Euro erwirtschaften will: «In der Regel halten wir die Rechte im deutschsprachigen Europa für Kino, TV und DVD.»

Für das Kerngeschäft haben die früheren Stars des Neuen Marktes, die an einer hemmungslosen Expansionspolitik gescheitert waren, laut Insolvenzverwalter Wolfgang Ott 32 Mio. Euro geboten. Zug um Zug gegen Zahlung dieses Kaufpreises sagten die Kreditinstitute nun die Sicherheiten- und Pfandfreigabe zu. Den Deal wollen die früheren wie künftigen Kinowelt-Betreiber vorwiegend fremd finanzieren.

Wie Michael Kölmel sagte, hat die Sparkasse Leipzig mit der DKB-Bank einen Konsortialkredit über 23 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug erhalten die Geldgeber eine Option, sich an der Auffanggesellschaft zu beteiligen, die die Kinowelt-Assets übernimmt. Diese Gesellschaft soll später auf dem Weg einer Kapitalerhöhung in den börsennotierten Mantel eingebracht werden. Für die Aktionäre - das Unternehmen war im Februar vom Neuen Markt in den Geregelten Markt gewechselt - dürfte das ein kleiner Hoffnungsschimmer sein.

Mit dem großzügigen Konsortialkredit verfolgt die Sparkasse Leipzig offenkundig Standortpolitik. Denn der Kinowelt-Sitz wird künftig nicht mehr an der Isar, sondern an der Pleiße liegen. In Leipzig will Kölmel bis zu 100 Arbeitsplätze schaffen. Der Umzug von Bayern nach Sachsen macht auch noch aus einem anderen Grund Sinn. In Leipzig gehört der Familie Kölmel die Besitzgesellschaft des künftigen, rund 90 Mio. Euro teuren WM-Stadions. Es wird mit der Leipzig-Arena, der größten Sporthalle der Kommune, vermarktet. Im benachbarten Halle wiederum ist Kinowelt mit 64,9 Prozent an der Digital Images beteiligt, die auf die DVD-Herstellung spezialisiert ist. Mit 60 Beschäftigten werden laut Kölmel vier Mio. Euro erlöst.

An Filmproduktionen will sich die Kinowelt künftig nicht mehr beteiligen. Auch Kinoverleihgeschäft gehört fortan nicht mehr zur Kernkompetenz. Hier werde mit dem Verleiher Solo-Film zusammengearbeitet. Daneben haben die Kölmels eine umfassende Kooperationsvereinbarung mit der Openpictures AG vereinbart. Das Unternehmen aus München, das ein Büro in Beverly Hills unterhält, will seine internationalen Netzwerke zur Verfügung stellen.

Die Kölmel-Brüder waren zuletzt die einzigen Bieter. Zuvor waren die Kinowelt-Manager Marcus Schöfer und Jerry Payne als Bieter aufgetreten. Als deren Verbindungen zur Porno-Szene ruchbar wurden, sperrten sich Banken gegen ein zunächst favorisiertes Management-Buy-Out.