Edda Müllers Denkerstübchen für die Wünsche der Verbraucher

Wenige Berliner Chefbüros haben die Form eines Tortenstücks. Das ist auch schon das einzig Auffällige an Edda Müllers Arbeitsplatz. An einer Wand hängen Drucke, die andere verschwindet hinter Büroschränken voller Aktenordner. Die dritte Wand ist ein Bogen aus Fenstern zur Kochstraße, Ecke Markgrafenstraße in Kreuzberg. Mitten drin ein schlichter, moderner Schreibtisch. Und doch: Hier arbeitet die mächtigste Lobbyistin Deutschlands. Die 60-Jährige vertritt alle, vom Neugeborenen bis zum Greis, denn sie ist oberste Verbraucherschützerin der Republik.

Seit Anfang 2001 wird in diesem Raum Geschichte geschrieben. Damals gründeten die 16 Verbraucherzentralen Deutschlands gemeinsam mit 18 Verbänden den zungenbrecherischen «Verbraucherzentrale Bundesverband». Seitdem versucht Edda Müller, Politikern, Industrie und Handel besonnen, sachlich und ausgesprochen hartnäckig die Belange der Konsumenten nahezubringen.

Neben dem wuchernden Benjamin im Kreuzberger Denkerstübchen reifte bei einigen Tassen Kaffee auch die Klage gegen die Nahrungsmittelindustrie, die mit ländlicher Idylle für Produkte aus Massentierhaltung warb. Zurzeit beschäftigt Edda Müller überwiegend das Thema Landwirtschaft und Ernährung. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Brüsseler Agrarberichte und Werke über die ökologische Wende. Für Miet- und Patientenrecht, Finanz- und Versicherungsfragen bleibt wenig Zeit.

Zu Edda Müllers Kampf für besseres Essen mag allein der Name des giftgrün-gelben runden Bürohauses angesichts von Hormon- und Antibiotika-Skandalen nicht so recht passen: Pillbox. Allerdings wird hier manch bittere Pille für die Industrie ersonnen. art