Gag ohne Wirkung

Henning Kruse

Die Ernüchterung im Einzelhandel ist groß. Selbst der Sommerschlussverkauf (SSV) brachte nicht die erhoffte Stimmungswende. Die Jubelrhetorik der Handelsverbände, die dem Kunden zum Start noch ein Rabattfeuerwerk versprachen, zahlte sich nicht aus. Ein Kaufrausch der Kunden ließ sich nicht herbeireden. Vielmehr mussten sich die Einzelhändler die leichten Umsatzzuwächse durch drastische Rabattaktionen teuer erkaufen.

Der Preiswettbewerb im Einzelhandel ist schon seit Monaten ruinös. Von den erwarteten 40 000 Firmenpleiten in diesem Jahr wird ein Viertel auf den Einzelhandel entfallen, sagen Schätzungen. Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, das den Preiskampf der Händler eigentlich auf einige Schlussverkaufstage beschränken soll, ist in Teilen längst von der Wirklichkeit überholt worden. Die Novellierung eines offenbar wirkungslos gewordenen Gesetzes und die Abschaffung des Schlussverkaufs wären daher nur konsequent.

Noch klammern sich Handelsvertreter an die mehr als 70 Jahre alten Vorschriften für die saisonale Begrenzung von Rabattaktionen. Bieten Schlussverkäufe doch immerhin ein öffentliches Echo, das ansonsten durch Werbekampagnen teuer bezahlt werden müsste. Doch der Verlauf des Schlussverkaufs zeigt, dass «SSV» und «WSV» als Marketing-Gag schon reichlich abgenutzt sind.