Das große Fonds-Sterben

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Thomas Exner und Holger Zschäpitz

Die schwache Lage an den Finanzmärkten erwischt nun auch die Fonds-Anbieter. Zahlreiche der insgesamt 5400 Produkte sind zu klein zum Überleben und werden wohl vom Markt genommen. Der Anleger kann sich nicht dagegen wehren.

Berlin - In der lange erfolgsverwöhnten Fondsbranche beginnt das große Aufräumen. Nach gut zwei Jahren Bärenmarkt gibt es dabei so gut wie keine Tabus. Auch die Schließung von Fonds rückt auf die Tagesordnung. Denn viele ehemalige Stars unter den Investmentprodukten sind inzwischen auf Zwergen-Größe geschrumpft.

Von gut 5400 in Deutschland zugelassenen Fonds weisen nach Berechnungen von Feri Trust rund 850 nur noch ein Volumen von unter zehn Mio. Euro auf. Bei etwa 500 sind es sogar weniger als fünf Mio. Euro. «Mit vielen dieser Minis machen die Investmentgesellschaften Verluste, die sich nicht mehr leisten können», sagt Simon Ryntjes von ABN Amro. Denn ein einprozentiger Kursrückgang an den Börsen lasse die Gewinne der Fondsanbieter um etwa zwei Prozent zusammen schmelzen.

Auch andere Experten erwarten eine umfassende Marktbereinigung. «Während viele Anbieter früher Sorgenkinder auch aus Imagegründen mitgeschleppt haben, ist die Schmerzgrenze, Fonds zu schließen, angesichts der veränderten wirtschaftlichen Lage deutlich gesunken», konstatiert Jan Christiansen von der Unternehmensberatung Droege & Comp.

Schon in den vergangenen Monaten zog manch Anbieter häufig die Notbremse. Gleich 71 Fonds fielen im ersten Halbjahr dem Rotstift zum Opfer; im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es dagegen nur 21. Und dies dürfte erst der Anfang des großen Sterbens sein. «Viele Investmentgesellschaften haben noch gar nicht die interne Kostentransparenz, um beurteilen zu können, wie wirtschaftlich erfolgreich die einzelnen Fonds wirklich sind», meint Christiansen.

Selbst für Laien stellt sich die Frage, wie beispielsweise der DAC New Technology-Fonds von Hauck&Aufhäuser mit einem Volumen von 240 000 Euro das Gehalt des Fondsmanagers einspielen soll. Neben Technologiefonds fristen aber auch viele Biotech- oder Internet-Angebote ein kümmerliches Dasein, die erst vor zwei bis drei Jahren, in den Boomzeiten der New Economy, entstanden.

«Es gibt in Deutschland inzwischen mehr Fonds als Aktien», sagt Wolfgang Sander, Geschäftsführer bei Union Investment Privatfonds, ein. «Die Branche muss selbstkritisch in den Rückspiegel schauen.» So steht bei Union derzeit die gesamte Palette von rund 240 Publikumsfonds auf dem Prüfstand. Sander hält es für illusorisch, dass die Leichtgewichte unter den Publikumsfonds mit unter fünf Mio. Euro Volumen rentabel gemanagt werden können.

Anleger können sich gegen Fondsschließungen nicht wehren. Sie haben lediglich die Wahl, kostenlos umzuschichten oder sich auszahlen zu lassen. Dennoch ist ein solcher Schlussstrich nicht immer von Nachteil für sie. Denn bei geringen Volumina ist die Kostenbelastung überproportional hoch.