MLP steckt in der Falle

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Michael Fabricius

Nach dem Aufstieg kommt der Fall. Kein Aktienkurs im Dax ist mit dieser Weisheit treffender beschrieben als der des Finanzdienstleisters MLP. Gestern sackte das Papier um zeitweise mehr als 30 Prozent auf ein neues Allzeittief von 10,50 Euro.

Berlin - Nach einer fast einjährigen Verkettung von Gerüchten, Presseberichten, Ermittlungen und Herabstufungen ist der einstige Höhenflieger auf dem Boden des Marktes angekommen. Jetzt droht möglicherweise sogar der Hinauswurf aus dem Dax-30, dem Club der wichtigsten Werte im Deutschen Aktienindex. Die Analysten von M.M. Warburg sehen MLP bei der Marktkapitalisierung nur noch auf Rang 41. Nach den Regeln der Deutschen Börse darf ein Dax-Mitglied aber nicht unterhalb von Platz 35 bei den Kriterien Marktkapitalisierung und Umsatz rangieren. Beim Umsatz liegt MLP noch auf Platz 20. Die Deutsche Börse entscheidet Mitte August über einen möglichen Wechsel im Dax. Als heißer Abstiegskandidat wird dabei allerdings auch Epcos genannt.

In den vergangenen zwei Wochen wurden die Heidelberger von einer Hiobsbotschaft nach der anderen heimgesucht. So tauchten plötzlich Ermittler der Staatsanwaltschaft in den Büros auf und kopierten Unterlagen. Der Verdacht: falsche Darstellung der Verhältnisse der Kapitalgesellschaft.

In dieser Woche kam der zweite Schlag. Das Anlegermagazin «Börse Online» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichteten aus einem teilweise veröffentlichten Report der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rölfs WP Partner, wonach MLP über den Verkauf von Provisionsansprüchen in den vergangenen zwei Jahren rund 100 Mio. Euro eingenommen habe. Aus dem Geschäftsbericht seien die Details dieser Verkäufe nicht hervorgegangen. Vorstandschef Bernhard Termühlen hat seither alle Hände voll damit zu tun, den Aktionären und auch den Kunden zu erklären, dass der vorzeitige Verkauf solcher Provisionsansprüche branchenüblich ist. «Die negativen Schlagzeilen und polemischen Angriffe wirken sich natürlich auf die Gewinnung von Neukunden aus», sagt ein MLP-Sprecher.

Seit der Aufnahme in den Dax im Juli 2001 ging es bergab. Schon im September gab es erste Gerüchte über Unregelmäßigkeiten in der Bilanz, die Aktie schien vielen krass überbewertet. Heute dominiert sogar die Angst vor einer Gewinnwarnung. Viele Analysten halten den angepeilten Gewinnzuwachs von 30 Prozent für das Gesamtjahr für nicht mehr erreichbar. Nach Ansicht von Eric Schuh von J.P. Morgan hätte MLP klarer kommunizieren sollen, wie es seine unternehmenseigenen Lebensversicherungspolicen finanziert. Hartmut Höhn von der Berenberg Bank sieht ebenfalls zentrale Fehler in der Außenwirkung: «In punkto Transparenz hat MLP eine Bringschuld gegenüber dem Kapitalmarkt.»