Großbanken und Börse bündeln Kräfte

Frankfurt/M. - Die Krise in der deutschen Bankenlandschaft hat die Geldinstitute so kompromissbereit gemacht, wie selten zuvor. So planen die Deutsche und die Dresdner Bank nun auch ihre Wertpapierabwicklung zusammenzulegen. Als dritter Partner ist die Deutsche Börse/Clearstream im Gespräch. Alle drei Häuser bestätigten gestern, dass sie bis zum Herbst entscheiden wollen, ob sie mit dem Projekt einer gemeinsamen Transaktionsbank fortfahren werden. Ein so genanntes Memorandum of Understanding sei bereits unterschrieben, hieß es in Bankkreisen. Zu einem späteren Zeitpunkt will die Commerzbank möglicherweise hinzustoßen.

Sollten die Banken gemeinsam mit der Deutschen Börse tatsächlich eine gemeinsame Transaktionsbank rund ums Wertpapier gründen, wäre der Durchbruch nach mehreren Anläufen geschafft. In den vergangenen Jahren hatten die vier Großbanken mehrfach vergeblich darüber verhandelt, die Abwicklung von Zahlungsverkehr und Wertpapiergeschäften zu bündeln. Als Gründe für das Scheitern hatten die Banker gewöhnlich die Komplexität des Vorhabens und den hohen Abschreibungsbedarf auf die bestehenden Systeme angeführt.

Die angespannte Konjunkturlage und der Gewinneinbruch bei den Banken haben offenbar dazu geführt, dass die vermeintlichen Hürden nun leichter genommen werden können. Bereits in der ersten Jahreshälfte hatten Deutsche Bank und Dresdner Bank eine Absichtserklärung (Letter of intend) unterschrieben, wonach sie die Abwicklung von Überweisungen, Lastschriften und Schecks bündeln wollen. Inzwischen hat sich die Hypo-Vereinsbank angeschlossen.

Branchenexperten rechnen damit, dass bei einer Bündelung der Wertpapierservices jede Großbank mindestens einen hohen zweistelligen Millionenbetrag jährlich einsparen kann. Vor allem die gemeinsame Entwicklung und Pflege der Handelssysteme brächte Synergien. Es zeichnet sich ab, dass die Deutsche-Bank-Tochter etb sowie deren hauseigenes Handelssystem db-trader als Nukleus für die neue Transaktionsbank dienen soll.