Berlin - Der zahlungsunfähige Telekom-Konzern Worldcom kann seine Geschäfte vorerst weiterführen. Das Konkursgericht in New York genehmigte gestern eine Zwischenfinanzierung von zwei Mrd. Dollar. Ein unabhängiger Ermittler soll die Bilanzunregelmäßigkeiten des Unternehmens untersuchen. Zugleich leitete das Justizministerium strafrechtliche Ermittlungen ein. Der Kredit ist unter Führung der Citigroup, J.P.Morgan Chase und General Electric Capital bereitgestellt worden.
In Deutschland laufen die Geschäfte ohnehin normal weiter, weil die internationalen Aktivitäten von der Insolvenz nicht betroffen sind. Worldcom betreibt in Deutschland ein Glasfasernetz mit einer Länge von 3100 Kilometern und unterhält in Frankfurt/M., Hamburg und Düsseldorf eigene Stadtnetze.
Die Deutsche Bank hat unterdessen das gesamte Kreditrisiko bei dem insolventen Telekommunikationskonzern mit höchstens 241 Mio. Dollar beziffert. Dafür sei im zweiten Quartal eine ausreichende Risikovorsorge getroffen worden, erklärte das Institut. Berichte, nach denen die Bank durch die Insolvenz von Worldcom in Schwierigkeiten geraten könne, seien haltlos. Der im Worldcom-Antrag auf Gläubigerschutz aufgeführte Gesamtbetrag von rund einer Mrd. Dollar für die Deutsche Bank und 189 Mio. Dollar für die Tochtergesellschaft DB Alex Brown betreffe Positionen, die die Bank als Wertpapierverwahrer halte.
Früheren Angaben von Analysten zufolge ist Worldcom bei bis zu 60 Banken weltweit verschuldet. Zahlreiche deutsche Geschäftspartner, Kreditgeber und Versicherer von Worldcom hatten bereits Ende Juni ihre eigenen Risiken im Zusammenhang mit dem Unternehmen überwiegend als begrenzt bezeichnet. Die Commerzbank hatte bekräftigt, nicht engagiert zu sein. Die Münchener Rück bestätigte ein Engagement in Höhe von 80 Mio. Euro in Anleihen und Aktien von Worldcom. Das Engagement der Allianz-Gruppe, zu der auch die Dresdner Bank gehört, soll sich auf 100 bis 200 Mio. Dollar belaufen, ein Großteil davon in Bonds.
Worldcom-Chef John will jetzt zwar kleinere Vermögenswerte verkaufen, doch die Hauptgeschäftszweige nach Möglichkeit behalten. Dazu gehören das Internet-Netzwerk UUNet, die Ferngesprächssparte, das Datenübermittlungsgeschäft und die Großkunden. Über das Worldcom-Netzwerk wird die Hälfte des amerikanischen und ein erheblicher Teil des internationalen Internetverkehrs abgewickelt. BM