Dem Porto-Verdikt der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post haftet der fade Beigeschmack eines systemwidrigen Wettbewerbseingriffs an. Die Post ist das Opfer ebenso dirigistischer wie populistischer Eingriffe. Denn mit Tarifsenkungen lässt sich das Volk, das Wahlvolk allemal, gern beglücken.
Gleichwohl liegt der «Fall» Post komplizierter. Denn eigentlich taugt die Deutsche Post AG nicht zum exemplarischen «Störfall» in der Marktwirtschaft. Bereits der gesamte Privatisierungsvorgang folgte weniger der orthodoxen Auslegung der Lehre als vielmehr schlichtem Pragmatismus: Es wurde gemacht, was politisch durchsetzbar war - und das war mehr, als man erwarten konnte. Allerdings hat sich die Post nie den Einflussversuchen der Politik entziehen können.
Das rächt sich spät. Der Schaden durch den Eingriff der Regulierungsbehörde entsteht weniger beim Unternehmen selbst. Man wird nun aber den institutionellen Aktionären und den noch vor zwei Jahren heftig umworbenen Kleinanlegern erklären müssen, wie es um den Vertrauensschutz der Anteilseigner bestellt ist. Demnach enthält der Einschnitt beim Porto wie schon tags zuvor die politischen Spekulationen um die Telekom-Führung eine klare Botschaft: Solange ein Unternehmen im weitesten Sinne noch unter Staatskuratel steht, sollten sich Anleger besser fern halten.