Die Aktionäre des Berliner Konzertveranstalters stellten das Management wegen des Stella-Debakels zur Rede. Die Deag kündigt nach hohen Millionen-Abschreibungen und Korrektur der Bilanz nach nur einem Jahr die KPMG als Wirtschaftsprüfer.
Berlin - Der Berliner Konzertveranstalter Deutsche Entertainment AG (Deag) hat sich nach dem teuren Ausflug ins das Musicalgeschäft wieder finanziellen Spielraum verschafft. Nachdem die Hausbanken ihre bestehenden Kreditlinien im Volumen von 20,5 Mio. Euro nach der Vorlage eines Sanierungskonzeptes von Roland Berger bis zum Frühjahr 2003 verlängert haben, fließen dem Unternehmen durch einen Beteiligungsverkauf kurzfristig frisches Geld zu.
Die Deag verkauft 39 Prozent ihrer bisher 90-prozentigen Beteiligung an dem Schweizer Veranstaltungs-Marktführer Good News Productions an das Verlagshaus Ringier für einen zweistelligen Millionen-Betrag. Ringier verfügt damit über 44 Prozent der Anteile, die Deag aber immer noch die knappe Mehrheit. Weitere fünf Prozent werden vom Good-News-Gründer André Bechir gehalten. Zudem verlängert Hauptaktionär Peter Schwenkow (etwa 30 Prozent) ein persönliches Darlehen von 7,5 Mio. Euro an das von ihm geführte Unternehmen. Somit seien rund 40 Mio. Euro gesichert, teilte die Deag am Mittwoch vor ihrer Hauptversammlung in Berlin mit.
Die Insolvenz der von der Deag erst vor zwei Jahren erworbenen Stella-Musicals war dann auch Hauptthema des Aktionärtreffens, bei dem Anteilseigner Deag-Vorstand und -Aufsichtsrat in Sachen Stella zur Rede stellten. Ein Antrag, die KMPG nach nur einmaligem Einsatz als Konzernprüfer durch die BDO Warentreuhand abzulösen, wurde mit wenigen Gegenstimmen entsprochen.
Deag-Chef Schwenkow sagte, dass der Konzern nach einer «sehr turbulenten Zeit» wieder seinem Kerngeschäft zuwende. Er rechne schon in diesem Jahr mit einem positiven operativen Ergebnis. Nach Abschreibungen in Höhe von 26,4 Mio. Euro aus dem missglückten Stella-Engagement und dem Rückzug beim mittlerweile ebenfalls insolventen Ticket-Vermarkter Qivive musste das bereits testierte Jahresergebnis für 2001 von 8,6 Mio. Euro auf minus 17,8 Euro korrigiert werden.
So hatten denn die Aktionäre zwei Geschäftsberichte zu studieren. Ein im Februar verfasstes Exemplar auf Grund eines leicht positiven Ergebnisses bei Stella und ein überarbeitetes, das nach Wunsch von Schwenkow die plötzlichen Abschreibungen berücksichtigt. Streitpunkt auf der Hauptversammlung war auch eine auf dem Klageweg erstrittene Abfindung freier Stella-Aktionäre. Die Deag hatte bei einem Andienungsrecht nach einer Insolvenz statt der vereinbarten 13 Euro kurzfristig 9,90 Euro je Anteil angeboten. Ein Aktionär aus Würzburg fragte, ob er das Angebot annehmen müsse, wenn die Deag womöglich im Dezember pleite sei.
Zu Gerüchten über eine Schieflage der Deag hatte Schwenkow auf die frischen Finanzmittel verwiesen. Er glaube an die Zukunft der Deag und habe keine seiner eigenen Aktien verkauft. Die Anteile notierten Mittwochnachmittag in Frankfurt bei 1,70 Euro, aufgrund der positiven Nachrichten um gut 13 Prozent verbessert. Vorstand und Aufsichtsrat wurden bei einer Präsenz des Kapitals von nur 43 Prozent mit mehr als 99 Prozent der Stimmen entlastet.