Die Rettungsversuche für den zahlungsunfähigen Maschinenbauer Babcock Borsig sind am Widerstand der Banken gescheitert. Sie wollten nicht noch mehr Geld verlieren. Über die Zukunft des Unternehmens mit 22 000 Beschäftigten wird nun in einem Insolvenzverfahren entschieden.
Düsseldorf/Berlin - Fünf Tage lang verhandelten Vertreter der Gläubigerbanken, Großaktionäre und nordrhein-westfälische Landesregierung praktisch ununterbrochen miteinander, um das Aus für den Maschinen- und Anlagenbauer doch noch zu verhindern. Bereits am Freitag hatte der Konzern Insolvenz angemeldet.
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens will das Unternehmen auch weiterhin bei seinen Sanierungsbemühungen unterstützen. Dazu bildete Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums. Sie soll sich vor allem um den Erhalt der Standorte und der Arbeitsplätze kümmern und die Sanierung des Konzerns begleiten.
«Unser Ziel ist es nun, ein eigenverantwortetes Insolvenzverfahren hinzubekommen», sagte Clement. Die Sanierung des Unternehmens habe dabei Vorrang. Er kündigte an, dass Babcock noch in dieser Woche einen neuen Vorstand erhalten werde. Unklar ist noch, wie viele der 22 000 Beschäftigten weltweit, davon 13 000 in Deutschland, ihre Arbeit verlieren werden.
Die Verhandlungen waren am Sonntagabend nach einem weiteren Krisengipfel der Banken in Frankfurt am Main entgültig gescheitert. Die Gläubigerbanken, Großaktionäre und die Landesregierung konnten sich nicht auf ein Sanierungskonzept verständigen. Es sei ihm nicht gelungen, sagte Clement, das Vertrauen der Banken, das durch die zahlreichen Babcock-Krisen der Vergangenheit zerstört worden sei, zurückzugewinnen.
Der Rettungsplan für Babcock hatte nach den Worten von Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann ein Volumen von 800 Mio. Euro. «Selbst die hätten wahrscheinlich nicht ausgereicht. In zwei bis drei Monaten hätten wir wieder nachschießen müssen.»
Die sechs wichtigsten Gläubigerbanken hielten sich am Montag mit Informationen darüber bedeckt, wie hoch ihre Kredite an Babcock sind. Nur die Commerzbank erklärte offiziell, mit «mehr als 100 Mio. Euro, aber unter 200 Mio. Euro» engagiert zu sein. Dies sei jedoch bereits in der Risikovorsorge berücksichtigt, sagte ein Sprecher. Zudem handele es sich bei dem Engagement größtenteils um so genannte Avale, bei denen die Bank Haftungsgarantien oder Bürgschaften gegenüber Dritten übernommen habe.
Analysten zufolge dürfte sich das Kreditengagement der Deutschen Bank bei Babcock etwa in derselben Größenordnung bewegen oder sogar leicht darunter liegen. «Wir stochern allerdings im Nebel, weil sich die Institute dazu nicht äußern», sagte ein Branchenbeobachter. Fest steht hingegen, dass die Deutsche Bank mit 8,8 Prozent an dem Maschinen- und Anlagenbauer beteiligt ist.
Geringer fällt Bankkreisen zufolge das Risiko für Dresdner Bank und Hypo-Vereinsbank aus. Diese sollen bei Babcock vor allem über Avale im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich engagiert sein. Spürbar höher dürfte Branchenspekulationen zufolge das Engagement der WestLB aussehen, die die Gespräche unter den sechs Kernbanken geleitet hat und den Aufsichtsratsvorsitzenden bei Babcock stellt. Die Landesbank selbst, die acht Prozent der Babcock-Anteile hält, wies die Spekulationen allerdings zurück.
Insgesamt hat Babcock Bankkredite in Höhe von insgesamt 230 Mio. Euro in Anspruch genommen. Hinzu kommen nach Branchenschätzungen Verbindlichkeiten von geschätzten 500 bis 800 Mio. Euro aus verschiedenen Leasinggeschäften sowie Avale in geschätzter Höhe von bis zu vier Mrd. Euro. «Angesichts solcher Zahlen ist klar, dass für die Banken irgendwann die Grenze erreicht ist», sagte ein Analyst. as/Da./fs