München - Die Allianz hebt die Prämien an, um in der Sparte Industrieversicherung wieder Gewinne zu schreiben. Nachdem der Versicherungskonzern im vergangenen Jahr bereits die Preise bei den Kunden aus der Großindustrie angehoben hat, will er nun auch Gewerbe und kleinere Unternehmen zur Kasse bitten. «Alle Verträge in diesem Segment sind bislang untertarifiert, das heißt wir haben weniger Prämieneinnahmen als Ausgaben», sagte ein Allianz-Sprecher.
Die Branche geht für das Versicherungsgeschäft mit den Kleinunternehmen von einer durchschnittlichen Schaden-Kosten-Quote von 106 Prozent aus. Das heißt, für einen eingenommenen Euro Prämie müssen 1,06 Euro für Schäden und Kosten aufgewendet werden. Die entsprechende Quote des Großindustriegeschäfts soll niedriger liegen.
Unter dem Strich müssen rund zwei Millionen gewerbliche Allianz-Kunden wegen der Preisrunde zwischen 25 und 100 Prozent höhere Prämien zahlen. «Wir haben in den vergangenen Jahren in diesem Geschäft sehr viel Geld verloren», sagte Allianz-Vorstand Walter Tesarczyk der «Financial Times Deutschland». «Es stellt sich heraus, dass die kleineren Industrieunternehmen und das Gewerbe den Versicherern marktweit 2002 höhere Verluste bringen als die Großindustrie.»
Die höheren Preise verärgern die Kundschaft für Unruhe - sowohl was die Anhebung selbst angeht als auch die Art und Weise, wie die Allianz dabei unterschiedliche Risiken betrachtet. So hat sich der Konzern offenbar vorgenommen, den Kunden keine Spielräume für Verhandlungen zu lassen. Beim Deutschen Versicherungsschutzbund heißt es, die Kunden müssten den Preisvorstellungen der Allianz zwingend folgen oder würden gekündigt. Die Chance, bei einem günstigeren anderen Anbieter unterzukommen ist gering, nachdem die Prämien in der gesamten Branche steigen. Versicherer wie Gerling, Axa oder HDI seien zu ähnlichen Schritten gezwungen. «Es gibt eine zunehmend breite Tendenz dazu im Markt. Deshalb wird es enger für die Kunden», sagte Tesarczyk.
Bestimmte Branchen und Betriebe will die Allianz offenbar nicht mehr versichern - etwa Geflügelfarmen, Recycling-Anlagen, Schaumstoffhersteller oder Sondermülldeponien. Dies geht aus einem internen Schreiben für den Vertrieb hervor.
Terrorrisiken will Deutschlands größter Versicherer auch künftig versichern, allerdings nur beschränkt. Risiken mit einer Versicherungssumme bis zu zehn Mio. Euro deckt die Allianz Terror wie bisher ab, bei Risiken von zehn bis 25 Mio. Euro wird ein Aufschlag verlangt, alle höheren Risiken werden an den neuen Spezialversicherer Extremus verwiesen. ehr