Kein Sommer der Liebe

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Cornelia Wolber

Berlin - Die Gerüchte um eine baldige Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer reißen nicht ab. Und das, obwohl am Montag nahezu alle Beteiligten dementierten.

Nach Medienberichten vom Wochenende plant die Bundesregierung, Sommer noch vor der Bundestagswahl auszuwechseln. Maßgeblich an den Plänen beteiligt sei die Dresdner Bank als Hausbank der Deutschen Telekom. Deren ehemaliger Chef, Bernhard Walter, habe sich kürzlich in seiner Funktion als Mitglied des Aufsichtsrats der Telekom bei Manfred Overhaus, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, über die schlechte Informationspolitik des Telekom-Vorstandes beklagt.

Als Beispiel soll Walter die überhöhte Bewertung von Immobilien in der Telekom-Bilanz genannt haben, die Wertberichtigungen von bis zu fünf Mrd. Euro notwendig machen würden. Zudem bahnten sich im Zusammenhang mit der vor wenigen Jahren übernommenen US-Telefongesellschaft Voice Stream weitere Wertberichtigungen von 15 bis 20 Mrd. Euro an.

Beides schadet dem ohnehin angeschlagenen Image des «Rosa Riesen», setzt den Aktienkurs weiter unter Druck und heizt die Wut der Kleinaktionäre an. Vergangene Woche waren die Papiere von einem Höchststand von knapp 105 Euro im März 2000 auf ein Allzeittief von 8,14 Euro gesunken. Am Montag notierten die Papiere nahezu unverändert bei gut 10,80 Euro.

«Zu wenig», meint Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber und forderte den Kanzler zu «entschiedenerem Eingreifen auf». Nun ist der Bund mit einem Anteil von 43 Prozent zwar Mehrheitsaktionär, dennoch können weder der Kanzler noch der Kassenwart über die Zusammensetzung des Vorstandes befinden. «Das ist allein Sache des Aufsichtsrates», stellten Regierungs- und Ministeriumssprecher klar. Entsprechend seien die Gerüchte «reine Spekulation».

Das sieht Jörg Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapapierbesitz anders. Weil der Bund im Aufsichtsrat vertreten ist, kann er beim Chef des Kontrollgremiums eine Sitzung beantragen, über deren Zustandekommen dieser dann binnen zwei Wochen zu entscheiden hat. Findet sie statt, könnte Sommer mit der Stimmenmehrheit entlassen werden. «Das tut man allerdings nur, wenn man bereits einen Nachfolger hat», sagte Pluta. Sein Favorit wäre der ehmalige Mannesmann-Chef Klaus Esser. Von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp und Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, deren Namen bereits heiß gehandelt werden, hält Pluta nichts.

Aufhorchen ließen die Äußerungen von Franz Müntefering. «Unsere Erwartung ist an den Aufsichtsrat gerichtet, dass er prüft, ob Konsequenzen gezogen werden müssen oder nicht», sagte der SPD-Generalsekretär nach der Präsidiumssitzung. Dazu hieß es bei der Telekom: «Bislang ist noch keine Sondersitzung anberaumt.»