Bonn/Amsterdam - Die Deutsche Post greift die niederländische Konkurrenz auf dem Briefmarkt an. Das Heimatland der TNT Post Groep (TPG) ist die erste Station des gelben Konzerns für seine lange erwartete europäische Briefstrategie. Nach Informationen dieser Zeitung wird heute in Amsterdam die Akquisition eines führenden holländischen Unternehmens für Postwurfsendungen bekannt gegeben. Außerdem soll ein deutsch-niederländisches Joint Venture im lukrativen Bereich der adressierten Mailings gegründet werden.
Im Nachbarland hat die unabhängige Regulierungsbehörde OPTA inzwischen den Markt für Standardbriefe über 100 Gramm sowie adressierte und unadressierte Werbepost liberalisiert. Das Volumen entspricht rund 50 Prozent des gesamten dortigen Briefmarktes. TPG-Chef Harry Koorstra rechnet jedoch bis 2008 mit einem Rückgang des Briefvolumens um 20 Prozent. Der Jahresumsatz der TPG, die zu 44 Prozent in Staatsbesitz ist, hat 2001 die Elf-Mrd.-Euro-Marke übersprungen. Damit zählt der Konzern zu den «Big Four» auf Europas Postmarkt.
Die Deutsche Post World Net, mit 33,4 Mrd. Euro Umsatz Nummer 1 unter den Logistikkonzernen, hat sich mit ihrem Schritt nach Holland Zeit gelassen. Schon im April hatte Vorstandschef Klaus Zumwinkel eine Expansion im europäischen Briefgeschäft angekündigt. Jetzt wird seine Strategie offenkundig: Er setzt auf die steigende Zahl von Werbebriefsendungen.
Gerade die Globalisierung biete wachstumsstarken Unternehmen Chancen, sich auf internationale Märkte auszudehnen, heißt es in einem internen Schreiben. Direkmarketing gilt als idealer Türöffner. Allein Europas Binnenmarkt biete mit weit mehr als 150 Millionen Haushalten ein gewaltiges Potenzial für Postwurfsendungen. «Es ist unser erklärtes Ziel, auch beim Direktmarketing in Europa Nummer 1 zu werden», so Zumwinkel.
Die Deutsche Post hat mit der Utrechter Pakettochter Selektvracht Van Gend & Loos bereits ein Standbein im Nachbarland. Als weiterer heißer Übernahmekandidat gilt die Apeldoorner Direktmarketingfirma Interlanden, die bei Postwurfsendungen etwa 35 Prozent Marktanteil hält. gol