Stunde der Abrechnung

Alexander von Gersdorff

In wenigen Wochen schlägt die große Stunde der Abrechnung mit dem Westen auch in Südafrika. Vor allem deutsche und Schweizer Konzerne sollen für die Unterstützung des Apartheidregimes zahlen, fordert der amerikanische «Opfer-Anwalt» Ed Fagan. Nach den Zahlungen der Bundesrepublik und deutscher Firmen an Zwangsarbeiter und den Schweizer Entschädigungen an enteignete Juden und deren Nachfahren bahnt sich die nächste Milliardenklage an. Sie wird interessanterweise nicht etwa in Frankfurt, Zürich oder Johannesburg, sondern wie zuvor in New York geführt, was die Siegesaussichten der Kläger erheblich verbessert. So hätten zuletzt die Schweizer Banken bei Zahlungsverweigerung keinen Fuß mehr auf amerikanischen Boden bekommen. Auch diesmal droht für die Unternehmen gleich zum Prozessanfang und damit lange vor einer möglichen Verurteilung ein Imageverlust, der zum schnellen Einlenken zwingen soll. Für Firmen wie Daimler und Siemens wäre die Klage besonders bitter, weil es bei ihnen selbst keine Apartheid gab, sie vielmehr Arbeitgeber für Tausende von Südafrikanern waren und sind. Nicht einmal der African National Congress, der jahrzehntelang gegen die Apartheid kämpfte, hatte ihnen je einen Vorwurf gemacht. Vielleicht wird das im Prozess, wenn er denn so kommt, ja noch deutlich.