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Jan Jurczyk

Vom Mobilfunkboom mag derzeit niemand mehr sprechen. Dennoch sind mit der Weiterentwicklung bestehender Netze und Angebote lukrative Geschäfte zu machen. Geradezu generalstabsmäßig will die Jamba AG mit starken Partnern den Markt erobern.

Zu den unterhaltsamsten Momenten der Arbeit von Alexander Samwer, dem 27jährigen Multiunternehmer und Vorstandssprecher der Jamba AG, dürfte das Trendscouting gehören: Regelmäßig holen sich Samwer und sein Team die Zielgruppe, ganze Schulklassen im Alter von 14 bis 16 Jahren, direkt ins Haus - in eine Fabriketage in der Kreuzberger Pfuelstraße mit Blick auf dieSpree. So erhält der Chef, der eher als Erster unter Gleichen agiert, einen ganz unverstellten Blick auf die Wünsche der Kunden: Ist die Bedienung der Jamba-Angebote o.k.? Fehlen bestimmte Klingeltöne, Logos, Info-Kanäle? Was ist auf dem Schulhof im Gespräch? Haben die Jamba-Programmierer oder die Handy-Konstrukteure geschlampt? Samwer beurteilt die Arbeit seiner zumeist jungen Experten positiv: «Meistens sind die Handys zu kompliziert zu bedienen», hat er beobachtet.

Das Selbstbewusstsein hat gute Gründe: Jamba bedient - vereinfacht ausgedrückt - die wichtigste Hardware der Jahrtausendwende mit Software: das Handy. Aus den Mobiltelefonen werden mit Hilfe der Entwicklungen aus Berlin E-Mail-Stationen, kleine Spielcomputer, Infotainment-Center. «Wir sind wie die Spinne im Netz», sagt Samwer.

Diese Aussage ist strategisch gemeint und betrifft zum einen die Stellung von Jamba zwischen Netzbetreibern und den Portalen. Die Handynetzbetreiber wie T-Mobile, Vodafone (vormals: D2 Mannesmann), E-Plus, O 2 (vormals: Viag Interkom) und Quam sehen Anbieter wie Jamba gern, weil die Berliner für zusätzliche Auslastung auf den Netzen und damit verkaufteVerbindungsminuten sorgen. Gleichzeitig pflegen auch die so genannten Portale wie etwa T-Motion (für den Netzbetreiber T-Mobile) ein symbiotisches Verhältnis zu Jamba, weil das Unternehmen für Inhalte sorgt, Umsätze und Auslastung generiert.

Zum anderen hat sich Jamba auch geradezu «netzartig» die mittlerweile mehr als zwei Millionen Kunden herangearbeitet: Einen Erstzugang sichert sich das Unternehmen, in dem bereits beim Verkauf über die Kooperationspartner im Einzelhandel mit Jamba-Software vorgerüstete Handys angeboten werden. Will der Erwerber Jamba-Kunde werden, muss er seinen Zugang nur noch aktivieren. Natürlich kann Jamba auch nachträglich gebucht werden.

«Für uns arbeitet eine Vertriebsmaschine mit großer Marketingmacht», wirbt Samwer. Jamba arbeitet mit der Media Markt/Saturn-Gruppe, mit EP:ElectronicPartner und mit Debitel zusammen. Allein der Media Markt bringt mal eben rund 20 Millionen Werbeflyer unters Volk. Debitel ist die größte netzunabhängigeTelefongesellschaft.

Die Vertriebspartner sind auch gleichzeitig die wichtigsten Anteilseigner an der Aktiengesellschaft: Media Markt/Saturn hält 15 Prozent, EP:ElectronicPartner zehn Prozent und Debitel 15 Prozent der Anteile. Dazu gesellen sich noch mit insgesamt 20 Prozent der Anteile die Samwer-Brüder sowie die Belegschaftsaktionäre. 40 Prozent der Anteile liegen bei einem Treuhänder und stehen weiteren Vertriebspartnern offen. Außerdem erhalten besonders erfolgreiche Vertriebspartner sogar Bonusanteile am Unternehmen.

Dieses Konstrukt, «versüßt» durch zusätzliche Provisionen zugunsten der Verkäufer für denAbschluss von Jamba-Verträgen, sorgt für reichlich Zuwachs: Bis zumJahresende sollen weitere 500 000 Kunden Jamba anwählen, 2003 will das Unternehmen sogar drei Millionen haben. Die Startfinanzierung von 28 Mio. Euro will Jamba mit Hilfe des stetigen Kundenzuspruchs alsbald in klingende Münze umwandeln. Zahlen will Samwer aber noch nicht nennen. Man liege aber «weitüber Businessplan». Vom kommenden Jahr an soll Jamba mit seinen 84 Beschäftigten in Berlin profitabel arbeiten.

Dabei könnten die Geschäfte sogar noch besser laufen, wenn sich die Handyhersteller auf gemeinsame Standards einigen könnten. Fast jedes Logo, Klingelton oder Farbbild muss für jeden Hersteller extra programmiert werden. Untereinander können - außer beim Telefonieren - häufig nur die Handys eines Herstellers kommunizieren. «Das muss aufhören. Die Netzbetreiber müssen mehr Druck auf die Hersteller ausüben», sagt Samwer. Zumal Jamba auch direkt betroffen ist. Als erster Anbieter hat Jamba den kommerziellen Multimedia Messaging Service (MMS) gestartet, bei dem animierte und vertonte Bilder per Handy verschickt werden können. Bislang können sich aber nur wenige Nutzer daran erfreuen, weil nur ein Handy den Dienst unterstützt. Auch plädiert Samwer für «aggressivere Verbindungspreise», damit mehr Kunden die Übertragungsnormen WAP und GPRS nutzen, um die dahinter liegenden Angebote zu nutzen. Muss Jamba fürchten, von der Krise um den Mobilfunkstandard UMTS gebremst zu werden? «Nein», sagt Samwer, «unsere Geschäfte laufen auch ohne UMTS. Eigentlich kann nichts schiefgehen.»

Serie: Berlins wichtigste Unternehmen. Was sie leisten. Wer sie lenkt. Und was die Stadt von ihnen zu erwarten hat

Jamba im Internet

Die Produkte des Mobilfunkportals sind unter www.jamba.de zu finden