Düsseldorf - Klaus Esser hat sich seinen Lebenstraum bereits erfüllt. Der letzte Mannesmann-Chef ging 2000, nachdem er das Unternehmen an Vodafone verscherbelt hatte, mit 60 in Rente - genauer: mit 60 Mio. DM Abfindung. Nur zwei andere Topmanager griffen, als sie wegen erwiesener Erfolglosigkeit ihren Job vorzeitig aufgeben mussten, noch brutaler zu: Frank Newman von Bankers Trust verschwand mit 90 Mio. Dollar von der Bildfläche, Chrysler-Boss Bob Eaton sogar mit 130 Mio. Dollar.
Die 18 Mio. Euro, die dem Mittwoch geschassten Vorsitzenden des Pariser Mischkonzerns Vivendi Universal jetzt nachgeworfen werden, lassen dagegen fast einen Sozialfall vermuten. «Er hat einfach zu viele Fehler gemacht», heißt es dazu entschuldigend aus Kreisen des Aufsichtsrats. Und gemessen an den 42 Mrd. Euro Schulden, die der selbstherrliche Franzose binnen weniger Jahre aufgehäuft hatte, fallen lumpige 18 Mio. schon gar nicht mehr ins Gewicht. Und vielleicht käme ja noch alles viel schlimmer, wenn Messier sich an seinem Chefsessel festgekrallt und den Konzern noch näher an den Abgrund geführt hätte. Die Abfindung hat das zum Glück verhindert.
Bundespräsident Johannes Rau versteht da gar keinen Spaß. Mit Blick auf das deutsche Arbeitslosenelend und auf die drastischen Abstriche bei Sozialleistungen geißelt er derartige «goldene Handschläge» öffentlich sogar als «unmoralisch». Der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, Henning Schulte-Noelle, rügte die Gier der Manager in einem Interview: «Es gibt Exzesse.» Dem ehemaligen DGB-Chef Dieter Schulte, der seinen Tarifkämpfern unter dem Druck der Industrie jahrelang Maßhalten gepredigt hatte, platzte der Kragen. «Sie kriegen den Hals nicht voll genug.»
Doch die Gewerkschafter sind dank Mitbestimmung in allen großen Aufsichtsräten der Republik vertreten. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel etwa sagte bei der Abstimmung über die 60 Mio. DM für Esser genauso wenig Nein wie Erich Klemm, der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Daimler-Chrysler, als es bei Eaton zur Sache ging. wtm