Berlin - Für Wolfgang Rönspeck war es das wohl schönste Geburtstagsgeschenk seit langem: Als der Geschäftsführer des Berliner Medizintechnikunternehmens Affina Immuntechnik vor kurzem seinen 55. Geburtstag feierte, war sein wichtigstes Produkt gerade erstmals ausgeliefert worden. Für die Marktpremiere von Coraffin haben die Firmengründer Rönspeck und Rudolph Kunze seit 1996 hart gearbeitet. Erst vor kurzem nahmen sie die letzte Genehmigungshürde. «Jetzt müssen wir schnell in den Markt».
Coraffin hilft Herzpatienten, die unter der Erweiterung der linken Herzkammer leiden. Dabei richtet sich das körpereigene Immunsystem durch eine Fehlsteuerung gegen sich selbst. Rönspeck und Co. haben künstliche Eiweiße entwickelt, die die vom Körper gebildeten gefährlichen Antikörper im Blut einfangen und unschädlich machen. Die Patienten werden an ein maschinelles Kreislaufsystem angeschlossen. Ihr Blut wird außerhalb des Körpers «gefiltert» und anschließend zurückgeleitet. Die Idee dazu hatte Gerd Wallukat vom Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Buch, Rönspeck setzte sie in ein Produkt um.
Bis zu 5000 DCM-Fälle gibt es in Deutschland jedes Jahr. «Und normalerweise bleibt für die Betroffenen am Ende nur eine Herztransplantation», sagt Rönspeck. Coraffin könnte die lange Warteliste erheblich reduzieren, sind die Affina-Verantwortlichen nach mehreren erfolgreichen Studien am Deutschen Herzzentrum Berlin überzeugt. Die einwöchige, 15 000 Euro teure Therapie senke die Beschwerden erheblich, die Herzleistung steige, die Selbstheilung beginne.
Mit Reinhold Herbst haben sich Rönspeck und Kunze im März Verkaufs- und Marketingerfahrung in die Geschäftsführung geholt. Der 47-Jährige, der bereits für Konzerne wie Baxter und Pfizer und zuletzt als Berater in Hongkong tätig war, soll die kleine Adlershofer Entwicklungsfirma, die noch von Risikokapital lebt, «ins Geldverdienen bringen». Herbst will jetzt Kliniken, Gesundheitszentren und Arztpraxen mit Coraffin beliefern. Parallel startet mit Gobaffin ein weiteres Produkt.
Für den Vertriebsaufbau in Deutschland soll die Zahl der Mitarbeiter bis Jahresende von 38 auf 47 wachsen. Für das dritte Quartal hat sich Herbst Europa vorgenommen, im vierten sollen die Vorbereitungen für den Schritt in die USA beginnen. Für das kommende Jahr peilt er einen Umsatz von zehn Mio. Euro an, 2006 erwartet er bereits 50 Mio. Euro. Parallel zum Markteintritt steckt das Unternehmen, das in Adlershof auch eigene Produktionsanlagen aufgebaut hat, in der mittlerweile dritten Finanzierungsrunde. Bis Juni hofft Herbst auf Geld der alten Investoren Mediport Venture, IBB Beteiligungsgesellschaft, Berlin Seed Capital Fund und TBG Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft. Zudem setzt er auf neue Geldgeber.
Während ein Börsengang zurzeit kein Thema ist, schließt er den Verkauf der Firma nicht aus. «Wir forcieren das nicht, werden es aber auch nicht bremsen», sagt Reinhold Herbst. Denkbar sei aber auch, dass Affina selbst kleinere Firmen kaufe.