gma/zyk Potsdam - Der Überlebenskampf der Cargolifter AG tritt in seine entscheidende Phase. Dem Unternehmen bleiben nach Angaben einer Sprecherin noch drei Wochen Zeit, bis ein Insolvenzantrag gestellt werden muss. Am Dienstagabend hatte der Luftschiffbauer aus Brandenburg in einer Ad-hoc-Mitteilung die Zahlungsunfähigkeit öffentlich bekannt gemacht.
Während Aktionärsvertreter versuchen, mit einer spektakulären Aktion Geld zu sammeln, plädiert der Betriebsrat für einen schnellen Insolvenzantrag. Das Vertrauen in die Geschäftsführung sei erschöpft, sagte Betriebsratschef Matthias Flörsch.
Zumindest von den Sozialkassen muss Cargolifter kurzfristig keine zusätzlichen Probleme befürchten. In der Vergangenheit hatten die Krankenkassen in ähnlich gelagerten Fällen als Hauptgläubiger Insolvenzanträge gestellt. Wie aus Kreisen der Kassen aber verlautete, bewege sich Cargolifter noch im Rahmen der Fristen. Cargolifter hat kein Geld mehr, die monatlichen Personalkosten in Höhe von 2,5 Mio. Euro zu tragen. 40 Prozent dieser Summe stehen den Sozialversicherungsträgern zu.
Nach Ansicht des Betriebsrats und des Landes Brandenburgs muss ein Insolvenzantrag kein Todesurteil für die Technologie und den Standort in Brand bedeuten. Brandenburgs Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) spricht von «neuen Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen». Bund und Land seien bereit, sich für den Erhalt des Standorts und der Technologie zu engagieren. Allerdings müsste ein überzeugendes Gesamtfinanzierungskonzept auf dem Tisch liegen.
In Potsdamer Parlamentskreisen gilt das Cargolifter-Projekt ebenfalls als nicht verloren. «Im Zuge der Insolvenz kann es einen finanziell günstigeren Einstieg für Investoren geben», zeigt sich der finanzpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Lunacek, optimistisch. Die Politik dürfe nun nicht die Illusion erwecken, das Projekt retten zu können», warnte der Wirtschaftsexperte der Union, Christian Ehler. Er sieht nicht nur Versäumisse beim Management, sondern auch beim Land und Bund. Es sei zwar ein technologisches, aber nie ein klares wirtschaftliches Konzept erkennbar gewesen. «Die öffentliche Hand hätte viel entschiedener oder viel vorsichtiger sein müssen», urteilt Ehler.
In der Luftschiffhalle stecken 39,4 Mio. Euro. Außerdem wurden weitere Zuschüsse von 8,5 Mio. Euro für das neue Besucher- und Rechenzentrum genehmigt. Zudem erhielt Cargolifter das Grundstück vom Land zu sehr günstigen Konditionen. Auch Ehler sieht Möglichkeiten, den Standort zu halten. Dabei werde viel vom Insolvenzverwalter abhängen. Das Land sei zur Unterstützung bereit. Für ausgeschlossen hält er aber, dass das Land sich wie bei der Chipfabrik in Frankfurt (O.) an dem Projekt beteiligen wird. Vor dem Zusammenbruch des Unternehmens warnte der Wirtschaftsexperte der PDS, Ralf Christoffers. Der damit verbundene Verlust von 500 Arbeitsplätze hätten Auswirkungen für die ganze Region. Eine klare Absage erteilte erneut die Bundesregierung: «Wir haben keine Staatswirtschaft», sagte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye.
Unterdessen will die Aktionärsgruppe «Zukunft-in-Brand.de» mit einer Wette gegen das ZDF zur Rettung von Cargolifter beitragen. Die Anteilseigner wollen innerhalb von drei Wochen sieben Mio. Euro auf einem Treuhandkonto einsammeln. Gelinge dies, solle das ZDF seine Show «Wetten das...» vom Gelände der Luftschiffwerft in Brand ausstrahlen, schlug Mirko Hörmann, Sprecher der Initiative, vor. Das Geld soll zum Ankauf der Cargolifter-Wandelanleihe genutzt werden. Sollte die Rettung misslingen, wollen die Initiatoren die Rückzahlung der eingezahlten Beträge abzüglich einer geringen Verwaltungskostenpauschale sicher stellen.