ddp/gae Berlin - Im Tarifstreit für die 950 000 Beschäftigten im deutschen Bauhauptgewerbe ist auch in der entscheidenden Runde des Schlichtungsverfahrens am Mittwoch bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch kein Durchbruch erzielt worden. Zu Beginn der letzten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber am Vormittag zwar ein erstes Tarifangebot von «deutlich über einem Prozent» mehr Einkommen mit einer Vertragslaufzeit von zwei bis drei Jahren vorgelegt. Dies wurde von der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), die eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 4,5 Prozent sowie gleichen Mindestlohn in Ost und West fordert, jedoch zurückgewiesen.
Die Verhandlungen wurden am Nachmittag fortgesetzt. Beide Tarifparteien bereiteten sich nach eigenen Angaben auf eine lange Nacht vor. Schlichter Heiner Geißler (CDU) sagte in einer Verhandlungspause, notfalls wolle er um Mitternacht die «Schlichtungsuhr anhalten». Die offizielle Frist für die Schlichtung läuft um 24.00 Uhr ab.
Der IG-BAU-Vorsitzende Klaus Wiesehügel erklärte, die Chancen auf eine Einigung stünden nach wie vor 50:50. Noch sei zu vieles unklar. Der Sprecher des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Heiko Stiepelmann, sagte, trotz der Zurückweisung des Arbeitgeberangebots zeige die «vorsichtige Reaktion» der anderen Seite, dass die «Tür nicht zu» sei.
Wird bei den Schlichtungsverhandlungen keine Einigung erzielt, ist der Versuch einer Lösung des Tarifkonflikts ohne Arbeitskampf gescheitert und die Friedenspflicht beendet. Es droht dann der erste flächendeckende Streik in dieser Branche seit Bestehen der Bundesrepublik. Die IG BAU hat bereits Streikvorbereitungen getroffen. Die Aktionen können nach ihren Angaben ab 17. Juni beginnen.
Der Berliner IG-BAU-Geschäftsführer Rainer Knerler hatte angekündigt, auch Berlin und Brandenburg würden von einem Streik betroffen sein. Für einen Arbeitskampf würde die Gewerkschaft bevorzugt Baustellen auswählen, auf denen tarifgebundene und -ungebundene Unternehmen tätig seien. Er nannte das Olympiastadion, das Dom-Aquarée und das Beisheim-Center am Potsdamer Platz.