zyk Berlin - Mit einem Strategiewechsel, intensiven Gesprächen mit möglichen Investoren und mehr politischer Lobbyarbeit will die Cargolifter AG die unverändert drohende Insolvenz des Luftschiffbauers aus Brandenburg abwenden. Das kündigte Vorstandschef Carl von Gablenz am Freitag in Berlin an. «Wir müssen nun auf eigenen Beinen stehen», sagte von Gablenz zur neuen Strategie des angeschlagenen Unternehmens.
Danach soll das Prestigeobjekt CL 160, ein 260 Meter langes Helium-Luftschiff, zunächst nicht weiterentwickelt werden, um binnen neun Monaten den Transport-Ballon CL 75 zur Marktreife zu bringen. Mit dem Verkauf des Ballons will von Gablenz das langfristige Überleben des Unternehmens sichern. «Damit haben wir ein Brot-und-Butter-Produkt.» Gleichzeitig will das Unternehmen das vorhandene Know-how nutzen, um künftig auch Wartungs- und Reparaturdienste anzubieten. «Damit können wir Deckungsbeiträge erwirtschaften», sagte von Gablenz.
Zudem werde auch darüber gesprochen, ob das Land Brandenburg einen Luftschiffhafen betreiben könne, erklärte Cargolifter-Finanzvorstand Karl Bangert. Dem Unternehmen käme das gelegen, weil mit einem Verkauf des laut Wertgutachten rund 89,5 Mio. Euro teuren Standorts in Brand an das Land und einer anschließenden Anmietung wieder Geld in die Kasse käme.
Gleichwohl hadert die Unternehmensführung derzeit mit den öffentlichen Geldgebern. «Wir waren doch sehr geschockt», sagte Finanzchef Bangert. Nach dem Land hatte auch das Bundeswirtschaftsministerium die Förderung abgelehnt - «vorläufig», wie von Gablenz hervorhob. Als Folge ist nun die Neuausrichtung von Cargolifter erforderlich geworden.
Dass das Prestigeobjekt CL 160 vorläufig nicht weiterentwickelt wird, reduziert den Kapitalbedarf des Unternehmens erheblich. Um das neue Konzept umzusetzen, benötigt Cargolifter nach eigener Darstellung nun 50 bis 70 Mio. Euro in mehreren Tranchen statt wie zuvor 420 Mio. Euro. Den kurzfristigen Finanzbedarf setzt das Unternehmen mit etwa 20 Mio. Euro an.
Werde das Konzept erfolgreich umgesetzt, könne Cargolifter die Gewinnschwelle im September/Oktober 2003 erreichen, sagte Bangert. Dies hänge vom Verlauf weiterer Gespräche mit Investoren in den nächsten Wochen ab, ergänzte von Gablenz. Große Hoffnungen setzt Cargolifter auf den Flugzeugkonzern Boeing, der aber nur eine Absichtserklärung abgegeben hat.
Unverändert droht dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit. Monatlich laufen bei Cargolifter Personalkosten von 2,5 Mio. Euro und Betriebskosten von etwa einer Mio. Euro auf. Man bewege sich in der «rechtlichen Situation einer drohenden Insolvenz», stellte Finanzvorstand Bangert klar, ohne die Liquiditätslage zu beziffern. Daher werde es auch einen gewissen Arbeitsplatzabbau geben. In Gefahr sind rund 500 Jobs.
Jene Arbeitsplätze sind es auch, die bei der politischen Lobbyarbeit helfen sollen. Auf Anregung des SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Danckert soll künftig eine «interministeriellen Arbeitsgruppe» zur Luftschifftechnik den Absturz des Projekts verhindern helfen.