Streik am Bau wäre verantwortungslos

Christian Gaertner

Keine andere Branche in Deutschland ist in den vergangenen Jahren derartig gebeutelt worden wie die Bauwirtschaft. Wo sonst grassiert die Schwarzarbeit mehr, flüchten so viele Firmen aus den Tariflöhnen, ist die Zahlungsmoral so schlecht?

Dabei entdeckt die Branche gerade einen allerersten, schwachen Hoffnungsschimmer: Die Talsohle, heißt es, wird vielleicht 2003 erreicht, dann könnte sich die Lage stabilisieren. Just in dieser Situation denkt die IG BAU über einen Streik nach. Sie fordert in den laufenden Tarifverhandlungen 4,5 Prozent mehr Lohn - also eine höhere Steigerung, als die Metaller sich gerade zum Missfallen vieler Wirtschaftsexperten erstritten haben.

Ein Streik wäre verantwortungslos. Er würde jegliche Hoffnung auf eine Erholung am Bau zunichte machen, weitere Firmen aus der Tarifbindung treiben, den Stellenabbau beschleunigen und illegale Beschäftigung noch lohnender machen.

Bleibt zu hoffen, dass die Gewerkschaft nur geräuschvoll mit dem Säbel rasselt. Glücklicherweise ist in der Baubranche die Schlichtung einem Arbeitskampf vorgeschaltet. Heiner Geißler hat es bis Monatsende in der Hand, größeren Schaden noch abzuwenden.