Schicksalsstunde für die Mobilcom

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Hamburg - Auf der Hauptver-sammlung der Mobilcom AG hat der Aufsichtsrat seinen Streit offen ausgetragen. Versammlungsleiter Dieter Vogel kritisierte die Auf-sichtsräte Gerhard Picot und Joa-chim Dreyer, die als Vertreter der Kapitalseite seiner geplanten Wahl zum Vorsitzenden des Gremiums nicht zugestimmt hätten. "Die Bundesregierung hat mich inständig gebeten, dieses Amt zu übernehmen, so lange öffentliche Mittel im Spiel sind", sagte Vogel vor etwa 500 Aktionären. Picot erklärte, er halte Dreyer für den besseren Aufsichtsratsvorsitzenden, weil er als früherer Debitel-Chef über Fachkenntnisse verfüge. Auch Firmengründer Gerhard Schmid wurde heftig kritisiert. Schon der Auftakt war ein Symbol für die Zerrissenheit der Mobilcom. Absichtlich oder unabsichtlich - der Hauptversammlung fehlte ein Versammlungsleiter. Der für dieses Amt noch am Vorabend vorgesehene stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Kalthoff habe "völlig unerwartet" abgesagt, erklärte Vorstandschef Thorsten Grenz und schlug Vogel für den Posten vor. Daraufhin griff Großaktionär Schmid ein und verlangte von Grenz: "Liebe Verwaltung, bitte veräppeln Sie uns nicht." Dass Kalthoff an diesem Tag krank sein würde, hätte er schon in der vergangenen Woche in der Welt lesen können. Auch andere Aktionäre vermuteten dahinter eine verabredete Aktion. An den wesentlichen Punkten der Tagesordnung - den Verträgen mit France Télécom zur Entschuldung der Mobilcom - schieden sich die Geister aber nicht. "Ich will eine saubere Lösung bei der Entschuldung. Das ist mein einziges Ziel", sagte Schmid. Alles andere, so die klare Meinung der Aktionäre, käme einem Selbstmord der Firma gleich. Schmids Rolle dabei war ohnehin von geringer Bedeutung. Seine Anteile von 42 Prozent hielt Treuhänder Helmut Thoma in Händen, der den Kurs von Vogel und Grenz unterstützt. Zusammen mit den 28,5 Prozent der France Télécom war eine Mehrheit für die Verträge zur Übernahme von sieben Mrd. Euro Schulden und zum Verzicht auf wechselseitige Ansprüche sicher. Aktionärsvertreter wie Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ließen bei aller Kritik am Management um Grenz sowie an Schmids unternehmerischem Versagen keinen Zweifel: Ohne Zustimmung sei eine Insolvenz nur eine Frage von Tagen. Grenz bemühte sich nach Kräften, den Sanierungsweg der Mobilcom als richtig und in Teilen bereits erfolgreich zu beschreiben. "Wir werden in diesem Jahr eine Verbesserung um 130 Millionen Euro erreichen", sagte Grenz. Allerdings schreibe Mobilcom derzeit noch rote Zahlen, die Verluste im Kerngeschäft mit Mobilfunkverträgen hätten "Besorgnis erregende Ausmaße erreicht".