"Der entsorgte Vater"

Männerlarmoyanz, die kaum zu ertragen ist

| Lesedauer: 2 Minuten
B. Schweizerhof

Ein Film, der das neue, frauenfeindliche Scheidungsrecht zu illustrieren scheint. Geschiedene Frauen sind hier böse, rachsüchtig und egoman, denn sie nehmen den armen Vätern das Recht aufs Kind. Was aber diese weinenden Männer den Frauen angetan haben, ehe sie so wurden, wird verschwiegen. Was andere Frauen von ihren Ex-Männern erdulden, ohne die Kinder in den Konflikt hineinzuziehen, auch nicht.

Es ist buchstäblich vermintes Gebiet, das Douglas Wolfsperger mit dieser Dokumentation betritt. Wie bei kaum einem anderen Thema kochen die Emotionen augenblicklich hoch, wenn Väter sich darüber beklagen, dass ihnen nach der Scheidung der Umgang mit den eigenen Kindern von rachsüchtigen Exfrauen unmöglich gemacht wird, oft mit Unterstützung durch Gerichte und Jugendämter.

Wolfsperger hat das selbst erlebt und beim Streit um das Umgangsrecht mit seiner Tochter ist er auf weitere Väter mit ähnlichem Schicksal gestoßen. Ein paar davon hat er nun für diesen Film vor die Kamera geholt. Es fällt auf, wie Wolfsperger die Männlichkeit seiner Protagonisten besonders herausstellt: Der Polizist erzählt von seinem Beruf, der Lehrer wird beim Holzfällen gezeigt, der Besserverdiener beim Segelfliegen. Fast hat man den Eindruck: damit auch ja niemand denkt, bei diesen Männern, die hier über ihre Gefühle reden, handle es sich um Weichlinge.

Die eigene Betroffenheit hat Wolfsperger also zum Ausgangspunkt und zur Methode seines Films gemacht und wie nicht anders zu erwarten, ist "Der entsorgte Vater" deshalb ein bewusst einseitiges Plädoyer geworden, eine Art wütender und zugleich sentimentaler Aufschrei gegen die Ungerechtigkeiten des praktizierten Scheidungsrechts. Die Leidensgeschichten, die die Väter hier enthüllen, sind in der Tat empörend und lassen den Zuschauer den Kopf schütteln über das Ausmaß an weiblicher Tücke, das hier gegen Vater-Kind-Glück zu Felde zieht. Am Ende des Films, in dem gestandene Männer zum Weinen vor der Kamera gebracht werden, ist man geradezu bereit, den anfangs von einem schwer gedemütigten Vater ausgesprochenen Appell zu unterstützen, die "Frauen auf den Mond zu schießen".

Spätestens da aber merkt man, dass Betroffenheit nicht unbedingt die beste Ausgangslage dafür ist, mehr über ein Thema zu erfahren. Dieses "Mehr" aber könnte nur von der "anderen Seite" stammen, die hier an keiner Stelle zu Wort kommt - dazu sind die Fälle zu zerrüttet. Die eine Frau, die Wolfsperger auftreten lässt, benutzt er wie ein geschickter Anwalt als Zeuge der eigenen Sache, wenn er sie in die Aussage treibt, den Vater ihres Kindes nur als Erzeuger zu sehen. Der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen bleibt dabei: Was ist in den Beziehungen zu den Frauen geschehen, dass sie so enden?