Eigentlich ist Jan Hofer ja eher zurückhaltend. Doch am Donnerstag überraschte der „Tagesschau“-Sprecher seine Zuschauer mit einem Frühlingsgedicht. Zuerst verkündete der 63-Jährige wie gewohnt die Nachrichten. Dann rezitierte er mit dem Anflug eines Lächelns das Gedicht „Die Amseln haben Sonne getrunken“ des deutschen Dichters Max Dauthendey (1867–1918).
In den sozialen Netzwerken wie Twitter wurde der überraschende Beitrag schnell zum beliebten Gesprächsstoff. Die meisten zollten Hofer Respekt und freuten sich über die Abwechslung. „Gäbe es das bei jeden Nachrichten, würde ich auch wieder fernsehen“, schrieb ein Twitter-Nutzer. Andere beschwerten sich – der Bildungsauftrag der „Tagesschau“ bestehe schließlich nicht in Gedichten. Die ARD sieht das anders. In einer Meldung des Senders hieß es wenig später: „Wir können auch lyrisch. An einem Tag wie diesem darf auch die seriöse ARD ihren Bildungsauftrag mal ein wenig anders definieren.“ Stimmt, denn so lange war es kalt und grau. Jetzt kommt der Frühling in die Stadt. Für die richtigen Gefühle hier noch einmal das Gedicht:
Die Amseln haben Sonne getrunken,
aus allen Gärten strahlen die Lieder,
in allen Herzen nisten die Amseln,
und alle Herzen werden zu Gärten
und blühen wieder.
Nun wachsen der Erde die großen Flügel
und allen Träumen neues Gefieder;
alle Menschen werden wie Vögel
und bauen Nester im Blauen.
Nun sprechen die Bäume in grünem Gedränge
und rauschen Gesänge zur hohen Sonne,
in allen Seelen badet die Sonne,
alle Wasser stehen in Flammen,
Frühling bringt Wasser und Feuer
liebend zusammen.