Viele Quereinsteiger und Referendare geben den Unterricht – 30.090 Erstklässler starten
Für 420.310 Schüler, darunter 30.090 Erstklässler, beginnt am kommenden Montag das neue Schuljahr. Gleichzeitig starten in Berlin 2000 neue Lehrer. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte am Donnerstag, dass die Schülerzahlen erwartungsgemäß angestiegen seien. In diesem Jahr seien es 5605 Schüler mehr als 2013. „Für uns bedeutet die wachsende Stadt einen Kraftakt bei der Lehrersuche“, so die Senatorin.
Scheeres bezeichnete es als Erfolg, dass alle 2000 offenen Stellen besetzt werden konnten und zwar zum größten Teil mit ausgebildeten Lehrern. Etwas mehr als die Hälfte der Neueinstellungen kämen aus Berlin, 44,8 Prozent aus anderen Bundesländern. „Wir haben rechtzeitig Kontakt zu anderen Bundesländern aufgenommen“, sagte die Senatorin. Vor allem in Nordrhein-Westfalen (10,4 Prozent), Baden-Württemberg (acht Prozent) und Bayern (7,2 Prozent), aber auch in Brandenburg (5,3 Prozent) sei die Berliner Werbekampagne erfolgreich gewesen. Insgesamt seien nur 96 Beamte eingestellt worden. Der Anteil der Beamten bei den Einstellungen sei damit von zehn auf fünf Prozent gesunken. Neben den steigenden Schülerzahlen seien die anhaltende Pensionierungswelle sowie die wieder eingeführte Altersermäßigung für Lehrer der Grund für den großen Personalbedarf, sagte die Bildungssenatorin.
Nicht alle offenen Stellen konnten allerdings mit ausgebildeten Pädagogen besetzt werden. Unter den 2000 neuen Lehrern sind 300 Quereinsteiger. Diese neuen Lehrer müssen nun eine berufsbegleitende Ausbildung machen, 45 außerdem noch ein zweites Fach studieren. Scheeres geht davon aus, dass die Quereinsteiger mit ihrer Berufs- und Lebenserfahrung die Schulen bereichern werden. Die Hälfte von diesen habe zudem bereits Unterrichtserfahrung, etwa als Vertretungslehrer oder als Tutor an der Universität.
Die meisten offenen Stellen gab es an den Berliner Grundschulen. Dort fehlten 810 Pädagogen. Weil jedoch viel zu wenig Grundschullehrer ausgebildet worden sind, mussten 280 dieser Stellen mit Gymnasiallehrern besetzt werden. Gunilla Neukirchen, Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Schulleiter, sprach von einer großen Leistung, die die Verwaltung zusammen mit den Schulen vollbracht habe. „Problematisch ist allerdings, dass ein Viertel der neu eingestellten Pädagogen keine volle Berufsfähigkeit hat“, sagte sie. Zu den 300 Quereinsteigern kämen noch rund 200 Lehramtsstudenten, die sich dafür entschieden haben, ihr Referendariat berufsbegleitend zu machen. Diese Kollegen seien ebenfalls Anfänger, so Neukirchen. Auch Dieter Haase vom Gesamtpersonalrat der Lehrer bezeichnete die Einstellungszahlen als quantitativen Erfolg. „Das heißt aber nicht, dass alle Schulen die Lehrer bekommen haben, die sie tatsächlich brauchen.“ Studienräte an Grundschulen einzusetzen, sei schwierig. Für den Unterricht in der Eingangsstufe kämen sie nicht infrage. Viele Schulen hätten zudem nicht die Fachlehrer bekommen, die sie benötigen. „Es nützt nichts, wenn zwei Deutschlehrer da sind, aber ein Lehrer für Mathematik oder Sport fehlt“, so Haase.
Zum schlechten Abschneiden Berlins beim Bildungsmonitor 2014, bei dem die Hauptstadt den letzten Platz belegt, sagte Scheeres: „Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu anderen Bildungsstatistiken sowie zum Bildungsfinanzbericht, in dem Berlin positiv abschneidet.“ Die Untersuchung war am Dienstag veröffentlicht worden. Defizite wurden vor allem bei der Integration festgestellt.