Die Kosten für den Berliner Großflughafen BER werden nach Einschätzung eines Aufsichtsratsmitglieds der Flughafengesellschaft weiter steigen. „Es wird teurer als ursprünglich geplant, ob die fünf Milliarden real sind oder nicht, das vermag ich nicht zu sagen“, sagte der Brandenburger Staatssekretär Rainer Bretschneider in einem Interview mit dem ZDF-Magazin „Wiso“. Damit schloss erstmalig ein hochrangiges Aufsichtsratsmitglied weitere Finanzprobleme nicht aus. Zuvor hatten schon der Bund der Steuerzahler und die Grünen vor möglichen Mehrkosten durch weitere Verzögerungen der Eröffnung gewarnt.
Die Gesamtkosten für das Großprojekt wurden zuletzt mit 4,3 Milliarden Euro veranschlagt. Die Gründe für die erneute Kostenzunahme seien vielfältig, sagte Bretschneider. „Der Posten für den Schallschutz ist größer geworden; das Terminal wurde größer gebaut, weil wir mehr Kapazitäten brauchen; und der Apparat läuft eine ganze Zeit, kostet jeden Monat, das ist misslich.“
Alleine die Ausgaben für den Schallschutz könnten sich laut Bretschneider am Ende auf insgesamt 700 Millionen Euro belaufen. Dies sei nicht auszuschließen, „aber es ist eben geltendes Recht, das ist sicher, und da muss sich der Bürger keine Gedanken machen“. Die monatlichen Kosten für die Verzögerungen beim Flughafenbau hatte Geschäftsführer Hartmut Mehdorn laut Berichten mit 35 Millionen Euro pro Monat beziffert. Das bedeutet: Je länger es dauert, den Flughafen in Betrieb zu nehmen, desto höher werden seine Gesamtkosten.
Die Eröffnung des Großflughafens im Süden Berlins wurde wegen gravierender Baumängel bereits mehrfach verschoben. Ein neuer Termin für die Inbetriebnahme ist bisher nicht bekannt. Bretschneider war für den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) in den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft nachgerückt.
Auch in der für Mittwoch geplanten Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft wird es wohl keinen neuen Öffnungstermin für den BER geben. Er werde das erst tun, wenn der Termin „belastbar und verlässlich“ sei, sagte Flughafenchef Hartmut Mehdorn dem Magazin „Focus“. „Noch eine Blamage darf es nicht geben“, betonte Mehdorn. Bereits im August hatte er angedeutet, dass ein neuer Starttermin womöglich nicht mehr wie geplant im Herbst festgelegt werden kann.
Zumindest ein Lösungsweg, um die Mängel an der Brandschutzanlage zu beheben, dem Hauptproblem des Projekts, sei gefunden, sagte Mehdorn. Vertragspartner Siemens kalkuliere dafür eineinhalb Jahre. „Rund 50 Mitarbeiter von Siemens, Planungsfirmen und der Flughafengesellschaft waren monatelang mit den Vorbereitungen beschäftigt“, sagte Mehrdorn – nun beginne die Arbeit. „Der Auftrag an Siemens umfasst rund 14 Millionen Euro“, zitiert das Magazin Mehdorn. Die Frage des Aufsichtsratsvorsitzes wird am Mittwoch nicht entschieden. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will sich nach einem „Spiegel“-Bericht den Spitzenplatz im Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft dauerhaft zurückerobern. Derzeit nimmt Wowereit den Posten bis zur Neuwahl kommissarisch wahr. Offenbar hatte zwischenzeitlich Brandenburg auch den Berliner Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) als möglichen Aufsichtsratschef ins Gespräch gebracht. Im Senat sei nie über das Thema gesprochen worden, erklärte eine Sprecherin des Senators. Heilmann habe auch nie Interesse an dem Posten geäußert. Angeblich hatten Brandenburger Politiker Heilmann als Aufsichtsratschef vorgeschlagen.