GEW fordert die gleiche Bezahlung von angestellten und beamteten Pädagogen in Berlin

An Berlins Schulen werden in dieser Woche viele Unterrichtsstunden ausfallen. Teilweise kann der reguläre Schulbetrieb sogar komplett zum Erliegen kommen. Am Mittwoch und Donnerstag hat die Lehrergewerkschaft GEW zu einem Streik der angestellten Lehrer aufgerufen. Die Gewerkschaft rechnet damit, dass sich bis zu 4000 Lehrer an dem Streik beteiligen. Das ist fast die Hälfte der angestellten Pädagogen. Dazu haben mehrere Lehrer-Personalräte vor und während der Streiktage Versammlungen einberufen, darunter in Tempelhof-Schöneberg und in Steglitz-Zehlendorf. In diesen Bezirken werden noch zusätzlich die beamteten Pädagogen fehlen. Die Grundschulen haben eine Notbetreuung eingerichtet.

Die angestellten Lehrer fordern Tarifverhandlungen mit dem Land Berlin, damit ihr Einkommen an das der beamteten Pädagogen angeglichen wird. Seit Lehrer in Berlin nicht mehr verbeamtet werden, wandern viele junge Fachkräfte in andere Bundesländer ab, wo sie immer noch den Beamtenstatus erlangen. Dieser Trend soll mit einer finanziellen Gleichstellung gestoppt werden. „Wir haben Finanzsenator Ulrich Nußbaum signalisiert, dass wir bereit sind zu verhandeln“, sagt GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik. Sie sieht den Finanzsenator in der Pflicht, „weil das Land der Arbeitgeber der angestellten Lehrer ist“. Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) berufe sich stattdessen darauf, die Tarifforderungen auf Bundesebene zu lösen.

Von den 29.000 Pädagogen in Berlin sind etwa 9000 Lehrer angestellt. Allein in diesem Jahr sind 1400 Lehrer neu angestellt worden. Sie befänden sich noch in der Probezeit und könnten sich deshalb nicht am Streik beteiligen, sagt Doreen Siebernik. Bis Montagabend läuft die Anmeldefrist. Beteiligt sind Lehrer aller Schularten, wie Grundschulen, Gymnasien, Sekundarschulen und Oberstufenzentren.

Bereits jetzt gebe es Schulen, wo abzusehen sei, dass „es knirsch wird“, sagt die GEW-Vorsitzende. So hätten sich vom Oberstufenzentrum Lotis in Tempelhof 40 Streikteilnehmer gemeldet. Auch am Robert-Blum-Gymnasium in Schöneberg muss die Schulleitung damit rechen, dass bis zu 17 angestellte Lehrer an den beiden Tagen fehlen. Besonders eng wird es an der Aziz-Nesin-Grundschule, einer Deutsch-Türkischen-Europaschule in Kreuzberg. Mehr als die Hälfte der Lehrer sei an dieser Schule angestellt und beim Streik dabei, sagt Doreen Siebernik. Deshalb müsse man davon ausgehen, dass dort am Mittwoch und Donnerstag gar kein Unterricht stattfinde.

Der Landeselternausschuss (LEA) hat Verständnis für den Streik. „Wir können die Lehrer verstehen“, sagt die Vorsitzende Lieselotte Stockhausen-Döring. Schließlich gehe es auch um die Kinder, die in überfüllten Klassen säßen oder keinen geeigneten Fachlehrer hätten. Froh über den Unterrichtsausfall sei sie nicht, aber sie hoffe auf konstruktive Gespräche zwischen Senat und GEW.

„Wir wollen nicht schlechter gestellt sein und weniger verdienen als unsere verbeamteten Kollegen“, sagt Andreas Gramm von der Lehrer-Initiative „Bildet Berlin“. Aus diesem Grund fordere die Initiative eine finanzielle Gleichstellung. Das Argument des Senats, angestellte Lehrer würden sofort in die höchste Gehaltsklasse eingruppiert, könne er nicht gelten lassen. „Das Einstiegsgehalt ist auch das Endgehalt“, sagt Gramm. Im Gegensatz zu den beamteten Kollegen hätten sie keine Aufstiegschancen mehr. In 14 von 16 Bundesländern werden die Lehrer verbeamtet, nur in Sachsen und Berlin bleiben Lehrer Angestellte. Mecklenburg-Vorpommern ist zur Verbeamtung der Pädagogen zurückgekehrt.