Nach der tödlichen Blutvergiftung eines herzkranken Babys auf einer Frühchenstation in der Charité hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt aufgenommen. Es gelte zu klären, wie der nachgewiesene Darmkeim in das Krankenhaus kommen konnte, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Martin Steltner. Das Baby sei noch nicht obduziert. „Wir sind gerade erst am Anfang“, sagte Steltner der Berliner Morgenpost.
Die Ärzte der Charité kämpften noch am Wochenende um das Leben eines weiteren mit Serratia-Keimen infizierten Babys. Dieses Frühchen war aber am Montag außer Lebensgefahr, wie Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) mitteilte.
Noch am Freitag wurde ein „Ausbruchsteam“ einberufen. Es hat am Montag die Arbeit aufgenommen. „Dieses Team wendet jeden Stein innerhalb der Stationen, es spricht mit den Mitarbeitern und fragt nach, welche Patienten und welche Angehörigen sich in den vergangenen Wochen auf der Station aufgehalten haben“, sagte Czaja. Das Team werde jeden Abend einen Bericht anfertigen. Chef ist Karl Schenkel, Leiter der Hygiene- und Umweltmedizin im Bezirk Mitte. Mit dabei sind auch Vertreter des Robert-Koch-Instituts. Senator Czaja sagte, dass bei den Hygienevorschriften nicht nachgebessert werden müsse. Die Vorschriften aus dem Bundes- und Europarecht seien ausreichend.
Derzeit gelten nach Informationen der Morgenpost zwei Möglichkeiten als wahrscheinlich, wie der Erreger aufgetaucht sein könnte: Zum einen wird ein Keim, mit dem ein Frühchen im Juli infiziert war, mit dem jetzigen Erreger verglichen. Zum anderen prüfen die Experten die Verbindung zu einem mit dem Darmkeim kontaminierten Baby-Pflegebad. Die Charité hatte es zwar nicht eingekauft, kann aber nicht ausschließen, dass Eltern es verwendet haben. Bei sieben Frühchen, deren Zustand als stabil gilt, wurde eine Infektion diagnostiziert. Bei weiteren 16 Frühgeborenen wurde mittlerweile der Keim nachgewiesen, ohne dass es zu einer Erkrankung kam – ein Kind mehr als bisher bekannt.
Nach Informationen der Morgenpost soll es seitens der Charité jedoch schwere Kommunikationspannen gegeben haben. So wurde das zuständige Gesundheitsamt Mitte offenbar nur per Brief darüber informiert, dass auf zwei Stationen am 8.Oktober Serratia-Keime ausgebrochen sind. Das Amt erhielt diese Information deshalb erst am 15. Oktober. Das Gesundheitsamt wies die Charité an, sofort etwas zu unternehmen. Das Klinikum handelte, setzte das Amt wohl aber nicht davon in Kenntnis. Auch Charité-Chef Karl Max Einhäupl soll viel zu spät informiert worden sein.
Im Deutschen Herzzentrum, wo das verstorbene Baby operiert worden war, hat sich Anfang Oktober laut RBB zudem ein weiteres Baby infiziert, dem es aber wieder gut gehe. Es sei zur selben Zeit im Herzzentrum behandelt worden wie das verstorbene Baby.