Auf der Frühchenstation der Charité kämpfen die Ärzte um das Leben eines weiteren Säuglings: Nachdem bekannt geworden war, dass der nach einer Herzoperation verstorbene Säugling sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Neugeborenen-Station der Charité mit einem Darmkeim infiziert hatte, schwebt nun ein weiteres Neugeborenes in der Charité mit einer Serratien-Infektion in Gefahr. „Der Zustand des Babys ist sehr besorgniserregend“, sagte Charité-Sprecherin Stefanie Winde am Sonntag der Berliner Morgenpost. „Dem Kind geht es schlechter.“
Bei sieben Kindern wurde eine Serratien-Infektion festgestellt, bei 15 Kindern wurden die Keime nachgewiesen, ohne dass eine Erkrankung vorliegt. Die Charité schloss daraufhin zwei ihrer insgesamt fünf Neugeborenen-Intensivstationen auf dem Campus des Virchow-Klinikums. Die erkrankten Kinder werden antibiotisch behandelt. „Darauf sprechen Serratien normalerweise gut an“, erklärte Professor Christoph Bührer, Direktor der Klinik für Neonatologie. Sechs der sieben Babys seien seit der Behandlung in einem guten Zustand. Bei einem der kleinen Patienten verschlechterte sich der Zustand über das Wochenende allerdings. „Wir hoffen alle, dass sich das Baby wieder stabilisiert“, sagte Winde. Bei einem Frühchen ohne Abwehrkräfte sei schon die kleinste Infektion eine große Gefahr.
Serratien sind Darmbakterien, die unter normalen Umständen keinen Schaden anrichten. Für Frühchen und schwer kranke Neugeborene stellen sie allerdings eine große Gefahr für das Immunsystem dar. Die Kinder bekommen dann eine Blutvergiftung und können daran sterben. Woher die Serratien auf der Neugeborenen-Station kommen, konnte noch nicht festgestellt werden. „Wir suchen fieberhaft nach der Ursache“, sagte die Charité-Sprecherin. Der Hygiene-Experte Klaus-Dieter Zastrow hatte in der Berliner Morgenpost von „Schlamperei“ gesprochen.
Schon am 8. Oktober wurde der Serratien-Ausbruch festgestellt. „Wir haben umgehend Schutzmaßnahmen eingeleitet und die Behörden informiert“, sagte Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité. Die internen Abläufe würden jedoch geprüft. Die Babys auf den beiden betroffenen Stationen wurden getrennt, sodass die negativ getesteten Kinder keinen Kontakt mehr zu den anderen haben. Wahrscheinlich werde es Monate dauern, bis die Stationen wieder für andere Patienten geöffnet werden können. Am Montag werde es eine Konferenz mit der Senatsgesundheitsverwaltung geben, sagte Frei. Die Staatsanwaltschaft will zudem entscheiden, ob sie Ermittlungen aufnimmt.