Damit soll erreicht werden, dass mehr Geld für die ambulante Medizin bereitgestellt wird. Ende Juni steht in den Bundesausschüssen die Berechnung der Arzthonorare auf der Tagesordnung. Ein Sprecher des Bündnisses, der Gynäkologe Albrecht Scheffler, rechnet damit, dass sich 35 Prozent der Berliner Kassenärzte an den Protesten vom 23. bis zum 30. Juni beteiligen und Fortbildungen besuchen, statt Patienten zu behandeln. Das hieße, rund jede dritte Praxis in Berlin bliebe geschlossen.
Die Ärzte kritisieren, dass gut ein Drittel ihrer medizinischen Leistungen nicht von den gesetzlichen Krankenkassen honoriert würde. Der Bündnis-Sprecher und Internist Wolfgang Mitlehner sagte, "ein einzelner Arzt kann sich gegen diese Kostenfalle nur schützen, indem er Kassenpatienten erst im nächsten Quartal behandelt." Die Folge für die Patienten: "Wartelistenmedizin". Gesetzlich Versicherte müssten zum Beispiel sechs Monate auf einen Termin beim Kardiologen warten, beim Lungenarzt dauere es zwei Monate, beim Röntgenarzt sechs Wochen.
Weil die Kassen nach Ansicht der Ärzte zu geringe Honorare zahlten, könnten die Praxisinhaber notwendige Investitionen - etwa für neue Geräte - nicht tätigen. "Wenn das so weiter geht, gibt es in Arztpraxen bald nur noch Gespräche, Handauflegen und Blutdruckmessen", sagte Scheffler.
2007 bekamen die Berliner Praxisärzte von den Kassen ein "Individualbudget" von 770 Millionen Euro. Der Bedarf liege aber bei 1,1 Milliarden Euro. Unabhängig davon wollen Ärzte- und Patientenverbände in Berlin am 19. September gegen die Auswirkungen der Gesundheitsreform demonstrieren.