Andere sind wohl erstickt, wieder andere fielen von Gerüsten und Zäunen, über die sie sich zu retten versuchten. 19 Teilnehmer des Raves starben. Etwa 342 weitere Besucher wurden verletzt. Die Polizei sprach von einigen Hunderttausend Besuchern der Loveparade. Die von Veranstalter und Stadt genannte Zahl von 1,4 Millionen Menschen bezeichnete die Polizei als zu hoch gegriffen.
Das Unglück ereignete sich entlang eines breiten Tunnels, durch den die Teilnehmer auf das 230 000 Quadratmeter große Gelände zwischen den Bahngeleisen und der Autobahn A 59 gelangten. "Der Zugang zur Event-Area erfolgt ausschließlich über die offiziellen Eingänge an der Karl-Lehr-Straße", heißt es auf der Loveparade-Homepage. Die Straße wird von sehr breiten Eisenbahnbrücken überspannt.
Vor dem eingezäunten Areal hatte sich auch am Nachmittag gegen 17.30 Uhr noch der Besucherstrom gestaut. Einige andere Teilnehmer wollten aber auch schon nach Hause. Ein Augenzeuge, der sich selbst in dem mehrere Hundert Meter langen Unglückstunnel befunden hatte, sagte im Nachrichtensender n-tv, es habe kein Entrinnen gegeben. Am Ausgang sei das Gelände abgesperrt gewesen, und von hinten seien immer mehr Menschen nachgekommen. "Überall lagen Menschen auf dem Boden herum. So stelle ich mir Krieg vor." Dagegen berichtete die Duisburger Polizei, die Menschen hätten sich einfach nicht schnell genug auf dem Gelände verteilt. Der alte Güterbahnhof sei noch nicht voll gewesen.
Nach Angaben der Polizei ist die Massenpanik vor dem Love-Parade-Gelände durch Stürze von einer gesperrten Treppe ausgelöst worden. Besucher hätten versucht, über eine gesperrte schmale Nottreppe zum Gelände hochzusteigen, andere seien über ein leiterartiges Lautsprechergerüst geklettert. Einige der Kletterer seien auf die Massen abgestürzt und hätten die Panik ausgelöst, sagte der Polizeisprecher."
Trotz des tragischen Geschehens lief das Musikspektakel bis Redaktionsschluss weiter. So sollte eine mögliche weitere Panik verhindert werden. Der Berliner DJ Westbam sagte der "B.Z.": "Der Veranstalter bittet mich, aufzulegen, da die Polizei ihn darum bittet." Das führte dazu, dass viele Raver, die gar nichts mitbekommen hatten, noch lange tanzten. Manche ignorierten aber auch einfach die Nachrichten. Die nahe A 59 wurde aber still gelegt, damit sie als Fluchtweg dienen konnte, und auch der Hauptbahnhof gesperrt, weil viele Raver versucht hatten, über die Gleise zu entkommen.
Die Bundespolizei war ursprünglich mit mehr als 1200 zusätzlichen Beamten im Einsatz gewesen, um den Besuchern einen sicheren Weg vom Bahnhof zum Partygelände zu ermöglichen.
Die Love Parade unter dem Motto "The Art Of Love" gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen zur "Ruhr.2010" im Kulturhauptstadtjahr. Die Raver-Parade war in Berlin gegründet worden und ist 2007 ins Ruhrgebiet gezogen.
Love-Parade-Gründer Dr. Motte hat sich erschüttert über die tödliche Massenpanik in Duisburg gezeigt und die Veranstalter wegen der Sicherheitsvorkehrungen scharf kritisiert. "Ein einziger Zugang durch einen Tunnel birgt die Katastrophe in sich", schrieb Dr. Motte in seinem Internet-Blog. Das Gelände abzusperren sei ein Fehler gewesen.
Auch in Berlin waren früher wiederholt Tote zu beklagen. 1999 wurde an der Straße des 17. Juni ein 27-Jähriger mit mehreren Messerstichen getötet. Im gleichen Jahr stürzte ein 19-Jähriger Love-Parade-Besucher aus Frankreich von einem Baugerüst, auf das er im Rausch geklettert war, und starb. 2001 starb eine 18-jährige aus Bremen an einen Hirnkrampf nach der Einnahme von Ecstasy-Pillen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat "entsetzt" und "traurig" auf das Unglück reagiert: "In diesen schweren Stunden bin ich in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer. Ihnen gelten meine Anteilnahme und meine Trauer." Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte, das ganze Land trauere um die jungen Frauen und Männer, die friedlich feiern wollten. Bundespräsident Christian Wulff (CDU) forderte, dass die Ursachen "rückhaltlos aufgeklärt werden".