Statistik

Deutsche werden weniger, nur Berliner werden mehr

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Joachim Fahrun

Anders als im Bundesgebiet hat der positive Trend bei den Geburten in Berlin auch im Jahr 2008 angehalten. Während nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes deutschlandweit weniger Kinder geboren wurden als 2007, nahm die Zahl der Geburten in Berlin noch einmal zu.

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Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg rechnet nach vorläufigen Zahlen für das Gesamtjahr mit einem "kleinen Plus" von 150 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. 2007 erblickten in Berlin 31 174 Babys das Licht der Welt. Dabei lag die Geburtenzahl bis Ende September 2008 sogar bei 800 Kindern mehr als im Vorjahr. Allerdings gibt es für die letzten drei Monate bislang nur Schätzwerte, weshalb das Amt nur mit einem "kleinen" Überschuss rechnet.

Die Todesfälle wurden fast durch die Neugeborenen ausgeglichen. Aber auch in Berlin bekamen die Mütter in den letzten drei Monaten des Jahres tendenziell weniger Kinder. Der Rückgang fiel jedoch nicht so stark aus wie im übrigen Bundesgebiet.

Insgesamt hat die Einwohnerzahl in Berlin im vergangenen Jahr noch einmal zugenommen. Bis September registrierten die Statistiker im Vergleich zum Jahresbeginn 13 600 Einwohner mehr. Das liegt vor allem am nach wie vor lebhaften Zuzug. 98 700 Personen zogen in die Hauptstadt, 5000 mehr als im Vorjahreszeitraum. "Es kommen die Jungen, und sie ziehen in die Stadtmitte", hieß es im Amt für Statistik. 85 000 Fortzüge wurden registriert, 2600 weniger als in den ersten neun Monaten 2007.

Für die Stadt zahlt sich das Bevölkerungswachstum finanziell aus. Im Zuge des Länderfinanzausgleichs nahm Berlin nach Angaben der Senatsfinanzverwaltung 95 Millionen Euro zusätzlich ein. Während hier die Bevölkerungszahl wächst, ist sie im gesamten Bundesgebiet um 134 000 zurückgegangen. Entsprechend höher fällt der Anteil der Steuereinnahmen aus, der nach Berlin umverteilt wird.

Mit Blick auf ganz Deutschland ist der kurze Babyboom vorerst beendet. Entgegen den bisherigen Schätzungen sind im vergangenen Jahr weniger Babys geboren worden. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts kamen 2008 rund 675 000 Kinder lebend zur Welt, rund 8000 oder 1,1 Prozent weniger als 2007. Anfang dieses Jahres hatten die Statistiker noch mit etwa 680 000 bis 690 000 Geburten gerechnet. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres seien es aber weniger gewesen als vorausgesehen.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) war in ihrem im Februar vorgestellten Familienreport noch von steigenden Geburtenzahlen ausgegangen. Sie sah einen Mentalitätswandel, weil junge Menschen das Gefühl hätten, sie würden als Eltern nicht allein gelassen. Von der Leyen reagierte gestern überrascht auf den neuen Trend. Junge Familien müssten "einfach noch besser" unterstützt werden, sagte sie.

2006 war mit 673 000 Geburten der Tiefpunkt seit Kriegsende registriert worden. 1946 waren noch 922 000 Kinder zur Welt gekommen. 2007 hatte es nach Jahren des Rückgangs erstmals wieder mehr Geburten gegeben.

Keine Aussagen sind derzeit zur Geburtenrate möglich, also der Zahl der Babys pro Frau, und zum Alter der Mütter. Dies kann das Bundesamt erst im August sagen, wenn die endgültigen Zahlen vorliegen. Bevölkerungsstatistiker verweisen darauf, dass wegen des Altersaufbaus der Gesellschaft die Zahl der potenziellen Mütter seit 1998 zurückgeht. Seiten 2 und 13