Berlin - Bei den neuen Preisen der Bahn zahlen Zugreisende oftmals drauf: Dies ergab ein Vergleich der Stiftung Warentest von insgesamt 1600 alten und neuen Tarifen, den die Verbraucherschützer gestern in Berlin vorstellten. Die Verteuerung gelte auch für Familien, die vom neuen Preissystem der Bahn eigentlich besonders profitieren sollten. Nachteile müsse auch die große Gruppe der erwachsenen Einzelreisenden in Kauf nehmen.
Bahnchef Hartmut Mehdorn warf den Warentestern vor, bewusst ein verzerrtes Bild «herbeigetestet» zu haben. Er sieht keinen Grund, das Preissystem zu ändern: «Ich bleibe dabei: Bahnfahren wird für Millionen Menschen billiger und nicht nur für wenige Schnäppchenjäger.»
Familien mit älteren Kindern und Alleinreisende mit Kleinkind fahren der Stiftung zufolge jedoch oft teurer als bisher - und das, obwohl die Bahn für ihre familienfreundlichen Angebote «mächtig die Werbetrommel rührt», betonte Warentester Hubertus Primus. Vor allem im Regionalverkehr steigen laut Testergebnis viele Preise um rund 50 Prozent, weil sich der BahnCard-Rabatt von 50 auf 25 Prozent halbiert. Die Stiftung verglich für 800 Reisen die jeweils besten alten Angebote mit den günstigsten neuen Tarifen - jeweils einmal ohne und einmal mit den neuen Frühbucher-Rabatten.
Weitgehende Rückendeckung erhielten die Warentester vom Fahrgastverband Pro Bahn. «Bei den Familien sehen wir die Situation zwar nicht ganz so schwarz», sagte Experte Holger Jansen. Ganz klar seien aber die Nachteile für Alleinreisende: «Ein Einzelreisender, der pro Jahr für 2000 bis 3000 Euro mit der Bahn fährt, muss künftig im Schnitt 20 Prozent mehr zahlen.»
Fazit der Verbraucherschützer: Die Bahn muss nachbessern. Die Umtauschgebühren müssten abgeschafft, verbilligte Tickets bis kurz vor Reiseantritt verkauft werden. Zudem müssten Langstrecken günstiger werden, um den Billigfliegern Paroli bieten zu können. Sonst mache die Bahn «aus Autofahrern keine Zugreisenden», so Warentester Primus.