Berlinern reichts: Schon mehr als 700 Beschwerden über Taxifahrer

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K. Jahr-Weidauer

Berlin - Unfreundliche, ortsunkundige Fahrer, verdreckte Wagen und dann auch noch überhöhte Rechnungen: Berlins Taxikutscher geraten immer mehr in die Kritik ihrer Fahrgäste. Allein im vergangenen Jahr wurden im Landeseinwohneramt als Dienstaufsichtsbehörde mehr als 1100 Beschwerden gezählt. In diesem Jahr sind es bereits mehr als 700. Jetzt wird über ein Qualitätssiegel für Taxifahrer nachgedacht.

Mehr als zwei Drittel der Anzeigen kommen von Berlin-Touristen. Aber auch untereinander schwärzen sich die Taxifahrer bei der Genehmigungsbehörde an, berichtet Dietmar Wisotzky, Abteilungsleiter im Einwohneramt. «Was einst als Aushängeschild der dienstbaren Geister Berlins galt, verkommt zu einem Berufsstand ohne Ehrenkodex», sagt ein Taxifahrer. Beigetragen zu dem Dilemma habe neben Konkurrenzdruck und schlechter wirtschaftlicher Lage auch die Leichtigkeit, mit der die Konzession erworben werden kann. «Von Qualität ist nicht mehr viel übrig geblieben», sagen Kunden und ehemalige Taxifahrer. Deshalb überlegen Industrie- und Handelskammer, Einwohneramt, Innung und Verband der Taxifahrer, wie der Missstand behoben werden kann. «Alles muss auf den Prüfstand, damit der Imageschaden nicht noch größer wird», sagt Christian Wiesenhütter, Geschäftsführer der IHK.

So wird der Vorschlag diskutiert, ähnlich wie im Busreiseverkehr, Taxifahrern ein Gütesiegel auszustellen. Wiesenhütter rief die Fahrer zur freiwilligen Selbstqualifizierung auf. Diese sollte neben der Sach- und Ortskundeprüfung auch Verhaltensregeln beinhalten: «Das Spektrum könnte vom Sauberhalten des Fahrzeuges über die aktuelle Tageszeitung, die im Fond des Wagens liegt, bis hin zu höflichen Umgangsformen reichen.» Solch ein Qualitätsprädikat, am Wagen angebracht, würde Kunden anlocken.

Auch der Vorstandschef der Taxi-Innung, Wolfgang Wruck, will eine Qualitätsoffensive. «Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sich die Lage in diesem Gewerbe besonders zugespitzt hat.» Das eingefahrene Geld reiche meist kaum, um die Kosten zu decken.