Reich-Ranicki über Walser «erschüttert»

BM Berlin - Der Walser-Skandal schlägt weiter hohe Wellen: Marcel Reich-Ranicki, den Walser in seinem Buch «Tod eines Kritikers» karikiert hat, sagte im Gespräch mit der Berliner Morgenpost: «Der Roman hat mich zutiefst erschüttert, beleidigt und geschmerzt. Aber nur aus einem Grund: Weil er das Dokument ist des gänzlichen Zusammenbruchs eines Schriftstellers, eines Talents, wohl einer Persönlichkeit. Walser hat im Laufe der Jahre und Jahrzehnte natürlich auch missratene Bücher geschrieben. Aber ein derartiges Buch noch nie.» Über den Vorwurf des Antisemitismus wollte sich Reich-Ranicki nicht äußern.

Auch andere Kritiker halten den Roman, in dem Martin Walser übrigens nicht nur auf Marcel Reich-Ranicki, sondern auch auf weitere Personen des literarischen Lebens anspielt, nicht für gelungen. So erinnerten die parodistischen Mittel, die er einsetzt, an Methoden, die die Nationalsozialisten zur Verunglimpfung der Juden gebraucht haben. Geradezu unheimlich wirke auch der Versuch, den Tod eines Menschen zu rechtfertigen.