BM Mannheim - Die FDP zieht mit Parteichef Guido Westerwelle als erstem Kanzlerkandidaten in ihrer Geschichte in den Bundestagswahlkampf. Die 660 Delegierten des Mannheimer Bundesparteitages kürten Westerwelle gestern mit nur zwei Gegenstimmen zum Herausforderer von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Westerwelle begründete seine Kandidatur in einer umjubelten Rede mit den Erfolgen der FDP bei den zurückliegenden Landtagswahlen. Mit der Forderung nach radikalen Steuersenkungen und einer drastischen Begrenzung der Staatsausgaben seien die Liberalen die einzige Alternative zu SPD und Union. Er bekräftigte den Anspruch der FDP, wieder Regierungsverantwortung übernehmen zu wollen. Westerwelle hatte noch vor einem Jahr die Idee eines liberalen Kanzlerkandidaten vehement abgelehnt. Das ebenfalls verabschiedete Wahlprogramm der FDP sieht einen dreistufigen Steuertarif von 15, 25 und 35 Prozent vor. Zudem sollen der Flächentarif aufgehoben und der Kündigungsschutz gelockert werden. Die zunächst vorgeschlagene Abschaffung des Ehegattensplittings wurde dagegen auch mit Blick auf möglichen Unmut beim Wähler aus dem Programmentwurf wieder gestrichen.
Die anderen Parteien reagierten mit bissigen Kommentaren. SPD-Fraktionschef Peter Struck sprach von «Trallala» und «Realitätsverlust». CSU-Generalsekretär Thomas Goppel sagte, mit seiner aussichtslosen Spaß-Kandidatur zeige Westerwelle, dass er für die wirklichen Sorgen der Menschen kein Auge habe. Grünen-Chef Fritz Kuhn kritisierte Westerwelle als «Spaßkandidat der Ellenbogen-Gesellschaft» und warf der FDP soziale Kälte vor.