Die Tränen des Superstars waren schnell getrocknet, seine Rührung einer ausgelassenen Freude gewichen. Hermann Maier feierte seinen 42. Weltcup-Sieg beim Super-G in Kitzbühel und die damit verbundene Qualifikation für die WM in St. Moritz so ausgelassen wie selten zuvor. Und im Moment des Triumphes bewies der "Herminator" noch Sinn für trockenen Humor: "Heute schmeckt der Sieg ein bisserl salzig", kommentierte der 30-Jährige sein mit ungewohnten Emotionen verbundenes Comeback auf dem Siegerpodest.
Dort hatte er 688 Tage zuvor im schwedischen Are letztmals ganz oben gestanden. Der gelernte Maurer war auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Olympiasieger (1998 in Nagano) war er, Weltmeister (1999 in Vail) und Gesamt-Weltcup-Sieger (2000). Fünf Millionen Euro Werbeeinnahmen flossen jährlich auf sein Konto und in der Rangliste der wichtigsten Personen Österreichs kam Maier auf Platz drei. Der Mythos Hermann Maier etablierte sich aber erst, als er sich am 24. August 2001 bei einem Motorradunfall einen Trümmerbruch im rechten Unterschenkel zuzog. Sieben Stunden dauerte die Operation, sogar von Amputation war die Rede. Maiers Karriere stand vor dem Ende. Doch während Funktionäre und Trainer bereits seinen Nachfolger Stephan Eberharter als neuen Superstar feierten, arbeitete Maier an seiner Rückkehr.
Knapp vier Monate später stand der "Sportverrückte" in seinem Heimatort Flachau wieder auf Skiern. Die ersten Versuche mit Nägeln im Bein und im Pflug auf einem Übungshang waren der Quoten-Renner bei den TV-Anstalten. Auch in Österreich liebt man Geschichten von Männern, die es Kraft ihres Willens von unten zurück nach oben schaffen. Schon im Juli des vergangenen Jahres kehrte der bullige Athlet ins Training zurück.
Wegen einer Schuhrandprellung verschob sich sein Weltcup-Comeback auf den 14. Januar. Beim Riesenslalom in Adelboden landet er auf Platz 31. EnttÃuscht war er darÃber. Schon vier Tage spÃter meldete sich Maier mit Rang sieben beim Abfahrtslauf von Wengen zurÃck. Einen Rang besser platzierte er sich beim 63. Hahnenkamm-Rennen. "Ich bin wieder zurÃck", freute er sich im Anschluss und genoss den Trubel um seine Person. Schon dort brachte Hollywood-Star und Maier-Spezi Arnold Schwarzenegger auf den Punkt: "Der Hermann ist der Wahnsinn."