Washington - UN-Chefinspekteur Hans Blix hat in seinem Bericht die unzureichende Zusammenarbeit Bagdads mit den Waffeninspekteuren bemängelt. Nach Ansicht von Blix verfügt der Irak möglicherweise noch über geheime Reserven des biologischen Kampfstoffes Anthrax. Es gebe "starke Hinweise", dass der Irak mehr Milzbranderreger produziert habe, als er es zugeben wolle, sagte Blix.
Weiter forderten die Waffeninspekteure die Regierung in Bagdad auf, den Verbleib größerer Mengen des Nervengases VX aufzuklären. Die Inspekteure hätten Erkenntnisse, dass der Irak im Gegensatz zu seinen bisherigen Angaben an der Weiterentwicklung von VX gearbeitet habe. "Der Irak hat scheinbar bis heute die von ihm verlangte Abrüstung nicht vollständig akzeptiert", sagte Blix.
In einer ersten Reaktion sagte der Sprecher des US-Präsidialamtes, Ari Fleischer, der Bericht der Inspekteure solle eine Frage klären, nämlich die, ob der Irak die UN-Abrüstungsforderungen erfülle oder nicht. "Wenn die Antwort lautet: nur teilweise, dann lautet die Antwort: Nein." Der Irak bekräftigte indessen seine uneingeschränkte Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
Unterdessen wollen die EU-Staaten den UN-Waffeninspekteuren mehr Zeit für ihre Untersuchungen im Irak geben. Darauf verständigten sich die 15 Außenminister gestern in Brüssel. Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte, die Inspekteure müssten "die notwendige Zeit bekommen, die sie brauchen". Krieg sei keine Alternative für die Kontrollen. Kanzler Schröder sprach sich in Berlin dafür aus, dass die Inspekteure möglichst lange bleiben.
Mit Spannung wird die für heute Nacht angekündigte "Ansprache an die Nation" von US-Präsident George W. Bush erwartet. In der Rede soll es kein Ultimatum an den Irak geben. US-Außenminister Colin Powell wiederholte, Irak habe "nicht mehr viel Zeit", das "Licht anzumachen". Washington verfüge über Geheimdienst-Informationen, die "unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigen", sagte Powell gegenüber Journalisten.
In etwa einer Woche wÃrden die USA Beweise fÃr verbotene Waffen im Irak vorlegen, kÃndigte der US-Chefdiplomat an.