Eines scheint klar: Seine Gegenspieler können sich auf einige schmerzhafte Begegnungen mit dem 2,06-Meter-Hünen gefasst machen. "In jeder Saison habe ich mindestens eine Platzwunde", fügt er noch hinzu.
Die Vorliebe für harten Körperkontakt im Sport hat der Bosnier, der auch Angebote von Galatasaray Istanbul und Cibona Zagreb hatte, kurioserweise vom Tischtennis. Das Basketballspielen hat er in seiner Heimatstadt Zenica nämlich erst mit 14 Jahren begonnen. Zuvor war er an der Platte mit den kleinen Schlägern aktiv. Als er jedoch das erste Mal bei einem Turnier verlor, schmiss er gefrustet hin. "Beim Tischtennis kommst du einfach nicht an deinen Gegenspieler ran", sagt Bajramovic, der dann auch aufgrund seiner Größe zum Basketball wechselte.
Guter Dreierschütze
Schon vor rund zehn Jahren hatte Alba an dem heute 28-Jährigen Interesse gezeigt. Bajramovic teilt nämlich nicht unter dem Korb aus und angelt Rebounds, er ist auch guter Werfer von der Dreipunktlinie. Im System von Alba-Trainer Luka Pavicevic auf der Position des Power Forward eine unabdingbare Qualität. Die hat er in den vergangenen Jahren auch schon auf höchstem Niveau gezeigt. Zuletzt bei Türk Telekom Ankara. In der Saison 2007/08 erreichte Bajramovic mit dem litauischen Topklub Lietuvos Rytas Vilnius die Runde der letzten 16 der Europaliga, erzielte in 19 Spielen im Schnitt 11,1 Punkte und holte 5,7 Rebounds. Damit dürfte er eine echte Verstärkung für Alba Berlin darstellen.
Und nun soll der neue Hoffnungsträger helfen, dass die Berliner auch in der kommenden Spielzeit wieder in der höchsten europäischen Spielklasse antreten dürfen. Am 29. September bestreitet Alba das erste Qualifikationsspiel gegen den französischen Vertreter Le Mans. Bis dahin dürfte sich Bajramovic, der erst vergangene Woche am Ende des Trainingslagers zur Mannschaft stieß, weitgehend integriert haben. Alba spiele nach System und lebe vom Zusammenspiel, hat er bereits erkannt. "Das ist sehr positiv. Aber natürlich ist es anfangs nicht einfach, wenn man sich an neue Mitspieler und ein neues Umfeld anpassen muss", sagt Bajramovic. "Aber ich bin das gewohnt."
Seit er 2003 Bosna Sarajevo und damit seine Heimat verließ, wechselte er fast jedes Jahr den Klub. Für den Profi nichts Ungewöhnliches. "Man schaut immer nach etwas Besserem", lässt er keine Sentimentalitäten aufkommen, fügt dann aber lachend hinzu: "Manchmal ist es auch besser zu gehen, dann behalten einen die Leute als guten Spieler in Erinnerung und man hat die Chance, eines Tages vielleicht zurückzukommen."
Zunächst hat er jedoch die lange Saison bei Alba Berlin vor Augen. Im Laufe des Septembers werden seine Frau und seine kleine Tochter nach Berlin kommen. Bisher kennt er nur seinen Teamkollegen Dragan Dojcin, gegen den er in seiner Zeit in der Ukraine gespielt hat. Dazu spricht Center Blagota Sekulic seine Sprache. Und natürlich Trainer Pavicevic. Der habe ihm das Erfolgsrezept simpel erklärt: Immer alles geben, Trainer-Anweisungen beachten. Eine klare Ansage, die auch von Kenan Bajramovic stammen könnte.