Beim sonntäglichen Stammtisch im Deutschen Sport-Fernsehen hätte Huub Stevens ein paar Euro in das Phrasenschwein werfen müssen. «Der kommende Gegner ist immer der schwerste», sagte der Trainer von Bundesligist Hertha BSC und berief sich auf einen Großen seiner Zunft. «Ich glaube, das Zitat ist von Sepp Herberger. Ich habe das Buch auch gelesen.» Worte von zeitloser Wahrheit.
Nur für die kommende Aufgabe des Hauptstadtklubs mag man ihnen nur bedingt Glauben schenken. Holstein Kiel heißt der Gegner morgen in der ersten Runde des DFB-Pokals. Eine Mannschaft, in der ein 37-jähriger ehemaliger St.-Pauli-Spieler namens Andre Trulsen der Star ist. Eine Elf, die in der Regionalliga Nord die Rote Laterne des Tabellenletzten hält. Eine Pflichtaufgabe für die Blau-Weißen, Herberger hin oder her. Die größte Gefahr vermuten der Trainer und der Manager wohl weniger in den Offensivreihen der Kieler, als vielmehr in der Unterschätzung des Gegners.
Ein Phänomen, das alljährlich zu beobachten ist, wenn pflichtschuldige Profis im Pokal auf hochmotivierte Amateure treffen. «Gegen eine Amateurmannschaft zu spielen, ist nie ein Selbstläufer», sagt deshalb Manager Dieter Hoeneß. Und Stevens warnt: «Die Aufstellung ist nicht entscheidend. Die Einstellung muss stimmen.»
Professionell soll sie sein, die Einstellung. Ernsthaft und ehrgeizig. Wie die Aufstellung aussehen soll, lässt Stevens offener. Ob Stefan Beinlich dabei ist, bleibt fraglich. Der Mittelfeldspieler konnte wegen seiner Rückenverletzung aus dem Spiel bei Schalke 04 gestern nicht trainieren.
Fest steht, dass Ersatzkeeper Christian Fiedler nicht die Chance bekommt, sich als Anerkennung für seine Trainingsarbeit in Kiel zu zeigen. «Wenn sich Gabor Kiraly nicht verletzt, bleibt er die Nummer eins. Man muss immer die beste Mannschaft spielen lassen», sagt Stevens. Und der muss es wissen, schließlich hat er in den vergangenen beiden Jahren den Pokal mit Schalke 04 gewonnen. rk