Aus Protest gegen die Politik der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) hat der Präsident des Internationalen Rad-Verbandes (UCI), Hein Verbruggen, das Führungsgremium der Organisation verlassen. Dies teilte gestern ein Sprecher der UCI in Lausanne mit. Verbruggen wendet sich dabei besonders gegen den Führungsstil von WADA-Chef Richard Pound. Sein kanadischer Kollege aus dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sei «rücksichtslos» gegenüber den Verbänden, hieß es.
Äußerer Anlass für den Rückzug war die Auseinandersetzung um den spanischen Radprofi Igor Gonzalez de Galdeano. Der Once-Fahrer wurde als Träger des Gelben Trikots während der Tour de France am 12. Juli der Einnahme von Kortison überführt. Die UCI bewertete den Fall nicht als Doping, da de Galdeano eine Asthma-Erkrankung nachweisen konnte. Die Kortisone waren in dem ihm erlaubten Arzneimittel Salbutamol enthalten, argumentierte der Verband. Im Gegensatz dazu sprach die WADA von einem Dopingfall. Die Höhe der aufgespürten Kortisone sei nicht durch das erlaubte Anti-Asthmaspray zu erklären.
Durch den Rücktritt von Verbruggen wird eine grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen der WADA und Teilen des internationalen Sports deutlich. WADA-Chef Pound wird Eigenmächtigkeit vorgeworfen sowie Anmaßung von Funktionen. «Das schadet dem Sport sowohl aus juristischer als auch wissenschaftlicher Sicht. Herr Pound glaubt vielleicht, er müsse sein Amt wie ein Sheriff im Wilden Westen ausführen, der mit seinem Revolver auf alles zielt», sagte Verbruggen. Ob seinem Rückzug auch der Austritt der UCI aus dem WADA-Dopingkontrollsystem folgt, blieb offen.
Die wichtigste Aufgabe der WADA besteht darin, in Kooperation mit dem Sport einen neuen Antidoping-Code zu entwerfen. Er soll im Frühjahr bei einer Welt-Antidoping-Konferenz in Kopenhagen verabschiedet werden. dpa/sid